"Stimmen der Völker": Aufnahmen aus deutschen Kriegsgefangenenlagern des Ersten Weltkriegs

Die Aufnahmen der Königlich Preußischen Phonographischen Kommission aus den deutschen Kriegsgefangenenlagern des Ersten Weltkriegs stellen mit 1650 Schellackplatten die umfangreichste Einzelsammlung des Lautarchivs dar. Die Kommission verfolgte mit ihrer Aufnahmetätigkeit das Ziel, die Sprachen und die Musik der in den Lagern internierten Soldaten zu dokumentieren und damit zugleich den Grundstein für ein allgemeines "Stimmenmuseum der Völker" zu legen, in dem am Ende alle Sprachen der Welt erfasst sein sollten.

"Stimmen der Völker", Werbeplakat für einen öffentlichen Vortrag, 1924

Für die einzelnen Aufnahmen wurden den internierten Soldaten meist bestimmte Wörter, Zahlen oder Texte zum Ablesen vorgelegt. Es finden sich aber auch frei erzählte Geschichten, Märchen und Anekdoten. Bei den Musikaufnahmen handelt es sich überwiegend um Gesangsaufnahmen, nur wenige Aufnahmen sind rein instrumental.

Jede einzelne Aufnahme wurde durch eine umfassende Dokumentation ergänzt. Zu jedem Sprecher oder Sänger wurde ein sogenannter Personalbogen erstellt, der Angaben zu seinem Alter, seiner Herkunft, seiner Schulbildung und seinen Sprachkenntnissen enthielt. Auch Fotografien der Interpreten wurden angefertigt. Die vorgetragenen Texte oder Lieder wurden zusätzlich schriftlich fixiert, phonetisch transkribiert und ggf. übersetzt. Musik wurde in Notenschrift übertragen.

Tonbeispiele