Technikgeschichte

Die Voraussetzung für die Entstehung akustischer Sammlungen wie der des Berliner Lautarchivs war die Erfindung des Phonographen durch Thomas A. Edison im Jahre 1877 sowie des Grammophons durch Emile Berliner im Jahre 1887. Mit Hilfe dieser Geräte war es erstmals möglich, akustische Ereignisse aufzuzeichnen und in reproduzierbarer Form zu konservieren. Schon bald erkannten Wissenschaftler verschiedener Disziplinen das Potential, das in diesen Erfindungen lag. Insbesondere für Sprach- und Musikwissenschaftler eröffnete die Möglichkeit, gesprochene Sprache und Musik, die unbeständigsten menschlichen Ausdrucksformen, auf Wachswalzen oder Schellackplatten festhalten zu können, ganz neue Perspektiven. Das aufgezeichnete Material konnte beliebig oft abgehört, transkribiert, analysiert und systematisch verglichen werden. Und es konnte für die Nachwelt aufbewahrt werden.

Bereits im Jahre 1899 wurde an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften mit dem Wiener Phonogrammarchiv die weltweit erste wissenschaftliche Institution gegründet, die sich der systematischen Sammlung akustischer Zeugnisse widmete und die für viele später gegründete Schallarchive eine Vorbildfunktion hatte. Gesammelt wurden auch hier Sprach- und Musikaufnahmen, wobei die außereuropäische Musik einen Schwerpunkt darstellte, sowie Stimmportraits berühmter Persönlichkeiten.

Für Musikaufnahmen, insbesondere für die musikalische Feldforschung, wurde anfangs meist der Edison-Phonograph bevorzugt, bei dem die Töne im sog. Tiefenschriftverfahren vertikal in eine Wachswalze geschrieben wurden. Die Vorteile des Phonographen gegenüber dem Grammophon bestanden vor allem in seinem relativ niedrigen Gewicht und dem Umstand, dass er ohne elektrischen Strom zu betreiben war, was den Einsatz auch in entlegenen Regionen ermöglichte. Überdies war er auch für Laien relativ einfach zu bedienen und das Aufnahmeergebnis war vor Ort sofort reproduzierbar. Edison-Phonograph Für Aufnahmen mit einem Grammophon, das mit dem Seitenschriftverfahren arbeitete, bei dem die Schallaufzeichnung in horizontaler Auslenkung auf einer Wachsplatte erfolgte, war stets ein ganzes Team von Technikern erforderlich. Die Aufnahmen konnten normalerweise nicht sofort abgehört werden. Dafür war die Qualität der grammophonischen Aufnahmen der der Edison-Walzen in der Regel deutlich überlegen.