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Eine Ontologie für die Wissenschaft
Digitale wissenschaftliche Informationsbestände sind zunehmend im Rahmen von elektronischen Informationssystemen verfügbar, die – vor allem auf der Plattform des Internets – einen vernetzten Zugriff auf das wissenschaftliche Wissen ermöglichen. Das Projekt einer "Ontologie der Wissenschaftsdisziplinen" ist in diesem Kontext eine Reaktion auf das dynamische Ausdifferenzieren von akademischen Disziplinen, Institutionen und Studienangeboten.
Im Rahmen des Projekts soll ein Begriffssystem entwickelt werden, das Verknüpfungen und Assoziationen dort aufzeigt, wo sich die unterschiedlichen Disziplinen in ihren epistemischen, sozialen und kommunikativen Strukturen begegnen und verschränken.
Ontologien setzen unterschiedliche World Views miteinander in Beziehung; sie haben dabei das Potential, jenseits terminologischer Differenzen komplexe begriffliche Bezüge, Gemeinsamkeiten und Unterscheidungen sichtbar zu machen. Als Bestandteil des Semantic Web und im Kontext entsprechender Technologien wird die "Ontologie der Wissenschaftsdisziplinen (OWD)" der wissenschaftlichen Community für praktische Lösungen zur Verfügung stehen – als eine in einem Sprachstandard formulierte und direkt in Anwendungen integrierbare XML-Struktur, als Web-basierter Service sowie als Teil von Lösungen, die wir mit Kooperationspartnern gemeinsam entwickeln wollen.
Die Nutzungsszenarien der OWD sind vielseitig:
– Orientierungsstruktur. Die OWD stellt die moderne deutsche Wissenschaftslandschaft in ihrer ganzen Komplexität dar, legt Schnittstellen zwischen verschiedenen Fachgebieten offen, bildet mannigfache wissenschaftliche Kontexte ab und dient so der Orientierung in der schwer zu überschaubaren heutigen Wissenswelt. Damit wird die Integration der Gesellschaft in den wissenschaftlichen Diskurs unterstützt und eine erfolgreiche Kommunikation zwischen allen Akteuren ermöglicht;
– Nachschlagewerk. Sie ist eine klar strukturierte Begriffssammlung der modernen Wissenschaft und liefert die Antworten auf zahlreiche Fragen. So kann sich jeder einen ersten Überblick über das theoretische und methodische Instrumentarium des jeweiligen Wissensbereichs verschaffen;
– Kommunikationsinstrument. Die Ontologie hilft, bei interdisziplinären Vorhaben das Problem der semantischen Pluralität zu überwinden;
– Navigationssystem. Die graphische Komponente der OWD bietet die Möglichkeit zur Visualisierung unterschiedlicher wissenschaftlicher Zusammenhänge und damit zur Veranschaulichung von bestimmten Sachverhalten;
– Rechercheinstrument. Die Möglichkeiten der Ontologie gehen weit über die Navigation hinaus. Sie ist ein Instrument für alle Suchtypen inklusive assoziativer und geführter Recherche;
– Instrument für die Datenkommunikation. Als Metastruktur unterstützt die OWD den halbautomatischen Datenaustausch zwischen heterogenen Datenbeständen, insbesondere bei interdisziplinären Projekten;
– Erschließungsinstrument. Als selbständiges Instrumentarium kann sie zur halbautomatischen (Reasoning-Verfahren) oder manuellen Indexierung nicht erschlossener Datensammlungen genutzt werden;
– Archiv. Ein Teil der OWD spiegelt die deutsche Wissenschaftslandschaft mit ihren Schwerpunkten in Forschung und Lehre wieder. Nach Fertigstellung werden die Daten im ausgewählten Zeit-Rhythmus archiviert. Das bedeutet, dass in der Zukunft ein Forscher die deutschen Forschungsinstitutionen und ihre für die jeweilige Zeit relevanten Themen auf einen Blick erfassen kann.
Das Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik
Die Wissenschaftler und Mitarbeiter des interdisziplinären Helmholtz-Zentrums für Kulturtechnik der Humboldt-Universität zu Berlin, insbesondere die der Abteilung Wissenschaftliche Sammlungen und Wissenschaftskommunikation, haben in Projekten der letzten Jahre zahlreiche Kompetenzen auf dem Gebiet der Erschließung und Strukturierung wissenschaftsbezogener Datenbestände sowie ihrer Integration in Informationssystemen entwickelt.
Hervorzuheben sind das DFG-Projekt Die Geschichte wissenschaftlicher Sammlungen und das dazu gehörende Online-Datenbanksystem Universitätsmuseen und ‑sammlungen in Deutschland (internationale Version UMAC Worldwide Database of University Museums & Collections) sowie das Projekt Kabinette des Wissens zur Erschließung der Sammlungen der Humboldt-Universität (multimediale Online-Datenbank mit derzeit ca. 13.000 verfügbaren Datensätzen).
Project description in English
Updates
November 2008 – Die Dokumentation zur OWD ist online verfügbar.
Oktober 2008 – Die Liste der syntagmatischen Relationen ist online.
Oktober 2008 – Teilnahme an der 60. Jahrestagung und 30. Online-Tagung der DGI, Frankfurt am Main 2008 mit dem Vortrag "Formalisierung einer Domäne als zentrale Fragestellung der Ontologieentwicklung". Beitrag ist unter Publikationen verfügbar.
Mai 2008 – Das Referenzmodell (Graphik) ist online verfügbar.
Februar 2008 –Teilnahme an der 11. Tagung der Dt. ISKO - Wissensspeicher in digitalen Räumen. Nachhaltigkeit, Verfügbarkeit, semantische Interoperabilität in Konstanz mit dem Vortrag Ontologien als Begriffssystem. Theoretische Überlegungen und ihre praktische Umsetzung bei der Erstellung einer Ontologie der Wissenschaftsdisziplinen.
Beitrag ist unter Publikationen verfügbar.
Dezember 2007 – Die Projektbibliographie ist online verfügbar.
November 2007 – Vorstellung des Projekts auf der Tagung WissKom 2007 der Zentralbibliothek im Forschungszentrum Jülich. Beitrag und Präsentation sind unter Publikationen verfügbar.
Juli 2007 – Das Projekt nimmt seine Arbeit auf. Schwerpunkte in den nächsten Monaten sind die Entwicklung des Referenzmodells der Ontologie, die Erarbeitung der technischen Architektur sowie die Recherche von Quellen für die Erstellung der Ontologie.