Laborgestaltung zeichnet sich durch höchste Funktionalität aus. Die in Laboren produzierten Resultate müssen an anderer Stelle unter gleichen Umständen reproduzierbar und damit überprüfbar sein. D.h. moderne Laborgestaltung unterliegt strengen globalen Normierungen und Standardisierungen. Dennoch gleicht kein Labor dem anderem. Selbst an Orten, die das gleiche Forschungsziel verfolgen, variieren die Anordnungen und Ausstattungen.
Im Zentrum dieses Projektes steht erstens die Neugestaltung eines 200 qm großen Labors für Oberflächen- und Grenzflächen-Physik zur Erforschung supramolekularer Systeme für die Arbeitsgruppe von N. Koch und zweitens die architektonische Planung einer 1.000 qm großen Core Facility im IRIS Adlershof (Leiter: J. Rabe). Für die Räume, die zunächst nur mit Standardanschlüssen für Elektrizität, Wasser und Gase ausgestattet sind, werden in den nächsten Jahren die notwendigen Apparaturen und eigens für die spezifischen Anforderungen entwickelte Geräte installiert. Der Bau der Core Facility soll als interdisziplinäres Gestaltungsprojekt geplant werden.
Ausgangspunkt der Untersuchung ist die Annahme, dass die materielle Gestaltung der Experimentalanordnung und ihrer Umgebung wesentliche Voraussetzung für eine effiziente und innovative Forschung ist. Ziel des Projekts ist es, die Qualität der Laborgestaltung und damit des Experiments zu verbessern, aber auch zu untersuchen, welche Anteile der Experimentanordnung zufällig und welche notwendig sind. Außerdem soll das Kommunikationsverhalten der Forscher_innen in verschiedenen Arbeitsumgebungen beobachtet und auf seinen Einfluss auf das Entstehen neuer physikalischer Modelle hin untersucht werden.
Laborgestaltung soll anhand einer vergleichenden Analyse der Gestaltung, Genealogie und Arbeitsweise ähnlich operierender Labors an unterschiedlichen Orten (z.B. bestehende Labore der Forschergruppe von N. Koch und J. Rabe, BESSY II in Berlin, der ETH Zürich, der Princeton University und der University of Texas at Austin, der UNAM in Mexico, der UBA in Buenos Aires, der Universität Chiba in Japan und der National University of Singapur) untersucht werden. Nicht allein Theorie weist dem Experimentator den Weg, sondern unerwartete Ergebnisse von Experimenten führen zur Entwicklung neuer Theorien. So spielen Kommunikationsgewohnheiten, die durch die Laborgestaltung möglich werden, eine wichtige Rolle bei der Entscheidung, ob eine bestehende Theorie weiterentwickelt oder verworfen wird.
Besonderes Augenmerk wird auf die Untersuchung und Verbesserung dieser Kommunikationsstruktur und der graphischen Repräsentation von theoretischen Modellen in dem neu einzurichtenden Labor gerichtet sein. Zugleich soll gefragt werden, welche Aspekte der Wissensproduktion lokal verankert, welche global kommunizierbar sind, und welchen Einfluss gesellschaftliche Besonderheiten ausüben.
Das Projekt unternimmt folgende Arbeitsschritte:
Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit von Kunsthistoriker_innen und Experimentalphysiker_innen sowie Wissenschaftshistoriker_innen, Architekt_innen und Raumgestalter_innen soll die wegweisende Gestaltung von Experimentierräumen im IRIS Adlershof in Berlin-Adlershof sein und in einer Publikation dokumentiert werden. Die neuen Experimentierräume werden interessierten Expert_innen und der Öffentlichkeit in regelmäßigen Abständen zugänglich sein.