Praktiken visueller Welterzeugung in Form von Weltbildern lassen sich
bereits in der Antike beobachten und haben sich bis heute als Mittel zur
Konstruktion von Ordnungsvorstellungen bewährt. Seit jeher steht der
begrifflichen Ordnung der Welt eine modellhaft anschauliche Ordnung
gegenüber. Die grundlegende Bedeutung, die Anschaulichkeit für unser
Verständnis von der Welt spielt und die die vielfältigsten Weltbilder
hervorgebracht hat, ist jedoch mehr als eine bloße Wiederholung des
Sehens. Die Bildwelten der Weltbilder geben uns nicht nur ein
anschauliches Bild von der Welt und vom Kosmos. Sie sind zugleich
wirkungsmächtige Instrumente zum praktischen und theoretischen Handeln
in der Welt und formen auf unterschiedlichste Weise unsere Vorstellungen
von der Welt und unsere Weltanschauung. Die grundlegenden Fragen, die
dabei gestellt werden, haben sich durch die Jahrhunderte nicht wirklich
geändert. Sie betreffen die den Menschen umfassende Ordnung und seine
Stellung innerhalb dieser Ordnung: Welche Gestalt hat die Welt? Welche
Kräfte und Ideen wirken in ihr? Woraus besteht sie? Wie ist sie
entstanden? Wie sieht ihre Zukunft aus?
Bereits die frühen Beispiele von Weltbildern machen deutlich, dass
die sowohl in Bildern als auch in Erzählungen zur Erscheinung gebrachte
Wirklichkeit immer eine vom Menschen hervorgebrachte ist und daher stets
interpretierte Wirklichkeit und symbolische Konstruktion bedeutet. Die
gesammelten Beispiele repräsentieren zugleich unterschiedliche visuelle
Medien, die im Dienst der Konstruktion der Welt als Bild stehen. Damit
ist die Geschichte der Weltbilder nicht nur eine Geschichte wechselnder
Weltvorstellungen, sondern zugleich auch eine Geschichte wechselnder
Darstellungsmethoden und unterschiedlicher Trägermedien.
Der Atlas der Weltbilder behandelt ein breites Spektrum von
Artefakten und schreitet einen großen zeitlichen Bogen ab, der mit
altorientalischen und altägyptischen Weltkonzeptionen beginnt und mit
aktuellen Simulationen der Astrophysik endet. Der Atlas der Weltbilder
dokumentiert somit Aspekte der Kulturgeschichte visueller Welterzeugung
in Form von Weltbildern aus den zurückliegenden zweieinhalb
Jahrtausenden. Paradigmatische Analysen der Prinzipien und Funktionen
sowie der Geschichte und Bedeutung von Weltbildern geben erstmals
umfassenden Aufschluss über dieses umfangreiche Themengebiet.