Ingo Nussbaumer: Detail aus: Hollows in Newtons Garden, 2018. Lichtinstallation in der Galerie Marenzi mit mehreren Projektoren, Prismen und Auffangschablonen. 17 Meter. Foto: © Nina Gospodin.
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Ingo Nussbaumer: Detail aus: Hollows in Newtons Garden, 2018. Lichtinstallation in der Galerie Marenzi mit mehreren Projektoren, Prismen und Auffangschablonen. 17 Meter. Foto: © Nina Gospodin.
Ingo Nussbaumer: Detail aus: Hollows in Newtons Garden, 2018. Lichtinstallation in der Galerie Marenzi mit mehreren Projektoren, Prismen und Auffangschablonen. 17 Meter. Foto: © Nina Gospodin.
Event (abgeschlossen)
HZK Aktuell
AugenWerk – Ørenslyd. Eröffnung und Uraufführung

24.10.2019 - 18:00 Uhr bis
24.10.2019 - 22:00 Uhr
Ort
ZI Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik, Tieranatomisches Theater
Philippstraße 13, 10115 Berlin Campus Nord, Haus 3

AugenWerk – Ørenslyd
Von Olaf L. Müller, Ingo Nussbaumer, Hubert Schmidleitner und Edvin Østergaard

Ausstellungseröffnung und Konzert-Uraufführung, 24. Oktober 2019, 18 bis 22 Uhr
AugenWerk Ausstellungseröffnung: 18 bis 20:30 Uhr (Eintritt frei)
Ørenslyd Uraufführung: 21 bis 22 Uhr, Hörsaal im Tieranatomischen Theater (Ticket erforderlich)

Alles Licht zerfällt in Spektralfarben, aller Klang in Sinustöne: Die Naturwissenschaft weiß nur zu genau, woraus die Sinneswelt besteht – und doch: Ohne die Welt der Wahrnehmung bleiben ihre Erklärungen abstrakt und ungreifbar. Wir müssen die optischen Experimente ansehen, den akustischen lauschen, wenn wir den Erklärungen etwas Handfestes abgewinnen wollen. Schärfen wir unsere Sinne! Lassen wir der Kunst dabei Raum für Entdeckungen, die über die naturwissenschaftlichen Erklärungen hinausgehen. Wagen wir ein Zusammenspiel.

Unter dieser Leitidee kooperieren am Tieranatomischen Theater (TA T) zwei bildende Künstler, ein Komponist, drei SängerInnen, ein Kontrabassist und ein Wissenschaftsphilosoph. Sie eint die Überzeugung, dass die Wissenschaft durch die Wahrnehmungskultur der Künste bereichert wird und daraus Neues erwachsen kann

Ørenslyd
 – Anklänge an die deutschen Wörter »Ohr« und »Laut« sind kein Zufall. Ørenslyd ist norwegisch und heißt »sich Gehör verschaffen«. Der Osloer Komponist Edvin Østergaard distanziert sich von der technischen Zerlegung aller Klänge nach Helmholtz, um die im Gesamtklang verborgene Vielfalt einzelner Obertöne hörbar zu machen. Eigens für die Architektur des historischen Hörsaals im TA T komponierte er vier Werke für drei SängerInnen und einen Kontrabassisten, die die Vielfalt der Klangfarben von Stimme und Instrument hören lassen – eine Musikerfahrung in neuem Licht.

AugenWerk – Sehen ist nicht nur eine rezeptive, sondern auch eine produktive Tätigkeit. Farben sind licht- und schattenhaft. Der Wiener Künstler Ingo Nussbaumer schafft im TA T Lichtinterventionen mit großen Wasserprismen: Die Welt der Spektralfarben erscheint in unerwarteten Verhaltensformen. Der Berliner Künstler Hubert Schmidleitner spinnt den Farbenfaden zurück ins Schattenreich. Seine schwebenden Schatten generieren Farben in einem Bewegungsraum.

AugenWerk – Ørenslyd wurde kuratiert von Olaf L. Müller (geb. 1966), er ist Wissenschaftstheoretiker und lehrt an der Humboldt-Universität zu Berlin. Neben Philosophie studierte er Mathematik, Informatik und VWL. Er absolvierte Forschungsaufenthalte in Los Angeles (UCLA), Harvard und Krakau. Seit 2003 hat er eine Professur für Naturphilosophie an der HU Berlin inne; 2016/17 war er Gastprofessor an der Keio University in Tokyo. In seiner Forschung zur Farbenlehre rehabilitierte er Goethe als Physiker (Mehr Licht, Fischer Verlag 2015). Vor kurzem erschien unter dem Titel Zu schön, um falsch zu sein seine Analyse der großen, aber rätselhaften Rolle, die dem Schönheitssinn in der Physik zukommt (Fischer Verlag 2019). 


AugenWerk 

Lichtinstallationen von Ingo Nussbaumer und Hubert Schmidleitner
25. Oktober 2019 – 15. Februar 2020
Eintritt frei

Ingo Nussbaumer

Im Schacht
Zwei große Wasserprismen stehen im Raum und ein Diaprojektor, der leise vor sich hin summt. In der Mitte eines Raumes erscheinen die Farben des Regenbogens auf einem Auffangschirm in einem dunklen Schacht. Was geschieht, wenn Licht durch ein Prisma fällt? Zeigen sich dann stets die Farben des Regenbogens, so wie Rot, Grün und Blau? Der Künstler Ingo Nussbaumer fängt noch weitere Farben auf, Türkis, Purpur und ein ins Weiß verlaufendes zartes Gelb. Im dunklen Schacht zeigen sich zwei farbkomplementäre Spektren übereinander. Im Blick durch das zweite große Prisma erscheint nun etwas Überraschendes …

Verrückt – Verschoben
Rhythmisch und im gleichbleibenden Takt verändern sich farbige Bilder an der Wand. Elemente vermehren und vermindern sich. Farbige Balken, Stäbe und Felder. Erfinden eine Farbgeschichte. Die führt zurück zu ihrem Beginn. Was aber geschieht, wenn der Blick auf sie durch ein Prisma fällt? Unerwartetes lässt sich hier entdecken. Der Künstler führt eine Reihe irregulärer Verhaltensweisen von Farben vor. Sie beruhen auf seiner Entdeckung der ‚unordentlichen Spektren‘.

Ingo Nussbaumer (geb. 1956) ist Künstler, Kunsttheoretiker und Farbforscher, studierte Malerei und Philosophie in der Schweiz und Österreich. Von 1987 bis 1989 leitete er eine Zweigstelle der von Beuys, Böll u. a. gegründeten Free International University (FIU) in Wien. Durch seine Entdeckung von sechs neuen und unordentlichen Spektren (1995) setzte er eine Reihe von spannenden Diskussionen zu Newton und Goethe in Gang. Sein künstlerisches Oeuvre erweitert sich seither von der Malerei in den spektralen Licht- und Objektbereich. Seit 2014 ist er Lehrbeauftragter an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Er ist mit zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland vertreten. 

Hubert Schmidleitner

Schattenmobile
Rechtecke, die von mehreren Scheinwerfern weiß und violett illuminiert werden und sich im leisesten Lufthauch langsam, sehr langsam bewegen. Schwebende grüne Schatten der Rechtecke erscheinen auf einer Wand: Woher kommt dieses Grün? In der gesamten Rauminstallation gibt es keine grüne Lichtquelle. Was auf der Wand erscheint, wird offenbar vom menschlichen Wahrnehmungsapparat geschaffen.

Noch Stiller
Eine einzige Wand wird beleuchtet. Im Raum ist sie so installiert, dass sich Beleuchtungsfarbe und ihr farbiger Schatten auf elementare Art konfrontieren. Die in den Raum eintretende Person wird durch ihren eigenen Schatten Teil der Intervention.

Hubert Schmidleitner (geb. 1955) ist freischaffender Maler und Kunstpädagoge. Er lebt seit 1984 in Berlin. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich mit der Farbforschung im Bereich von Optik und Ästhetik. Seit 2010 stellt er Arbeiten zum Thema Licht und Schatten aus, darunter Green Shadow, 2018 im SMK – Staten Museum for Kunst in Kopenhagen und blaues licht / gelber schatten, 2019 an der HU Berlin. 

Ørenslyd 

Von Edvin Østergaard
Uraufführung: 24. Oktober 2019, 21 – 22 Uhr
Weitere Aufführungen: 25. und 26. Oktober 2019, jeweils um 19 Uhr

»In Ørenslyd werden hörbare Erfahrungen als Ausgangspunkt für musikalische Kompositionen genommen, in der Absicht die Wechselwirkungen von akustischen, hörenden und musikalischen Formbildungen zu erforschen. Ørenslyd, 'sich Gehör verschaffen', ist der Titel der Werke für drei Sängerinnen und einen Kontrabassisten, die sich alle mit der Vielfalt der Klangfarben von Stimme und Instrument beschäftigen.« Edvin Østergaard


Programm

Aus der ersten Duineser Elegie (für drei Stimmen) 
Into A. Overtone music for double bass 
A Steffens Fragment (für Sopran und Kontrabass) 
Ørenslyd. Ritus V (für Sopran, Mezzosopran, Tenor und Kontrabass) 


Edvin Østergaard (geb. 1959) ist Komponist und Professor an der Norwegian University of Life Sciences. In seiner Forschung und Lehrtätigkeit im Fachbereich Art and Science in Education geht es ihm vor allem um das Zusammenspiel von Musik und Naturwissenschaften, Ästhetik im Lernen und um die Diversität der Wissensformen. 2008/09 war er Gastwissenschaftler an der Harvard University und 2016/17 als Gastprofessor an der Humboldt-Universität. 2010 erhielt er für sein Album Die 7. Himmelsrichtung die höchste norwegische Auszeichnung für zeitgenössische Musik, den Spellemannspris.  

 
Eintritt 

Regulär 10 €, Ermäßigt 8 €
Tickets an der Abendkasse und demnächst unter www.field-notes.berlin

 
Aufführende

Tone E. Braaten (Sopran), Ebba Rydh (Mezzosopran), Per Kristian Amundrød (Tenor), Håkon Thelin (Kontrabass).