Was ist ›Farbe‹? Trotz weitreichender physikalischer, physiologischer
und psychologischer Erkenntnisse gibt es keine allgemeingültige Antwort
auf diese Frage. Durch künstlerische Techniken der Farbgebung, die
Verbreitung des Mehrfarbendrucks und die Entwicklung elektronischer
Medien hat Farbe zwar immer wieder neue Aufwertungen erfahren; je mehr
sie über Paletten, Skalen und Wellenlängen definiert wurde, umso
deutlicher wurde aber auch ihre Abhängigkeit von den jeweiligen
Reproduktionsbedingungen.
Dies hat Auswirkungen auf das wissenschaftliche und ästhetische Urteil,
das den Farbwerten ihre spezifische Bedeutung zuweist. Zugleich können
einzelne dieser Werte symbolische Bedeutungen annehmen, etwa in Politik
und Werbung, ohne dass je über deren präzise »Kalibrierung« gestritten
würde. Ein besonderes Desiderat ist die Diskussion von Farbsemantiken in
den Naturwissenschaften, etwa der Einsatz von Farben in bildgeleiteten
Verfahren.
In Fallstudien wird daher untersucht, wie sich Farbwelten historisch
entwickelt haben, welche interpretative Funktion der Farbe zukommt und
welche Impulse dabei von der künstlerischen Praxis ausgegangen sind.
Reihenherausgeber: Horst Bredekamp, Matthias Bruhn und Gabriele Werner.