Anschaulichkeit ist Wissen. Forscher und ihre Mitstreiter, Lehrer und
Schüler gewinnen Einsichten aus der visuellen Wahrnehmung der Welt und
ihrer bildlichen Darstellung in Lehrbüchern, Schautafeln,
Objektsammlungen und Präsentationen. Lehre wie Forschung machen sich
diesen Zusammenhang von Sehen und Verstehen zunutze, indem sie ihr
Gegenüber sprichwörtlich ›ins Bild setzen‹. Auf der Stärke visueller
Erkenntnis gründen sich nicht nur schlagende Zeichen und Motive, sondern
auch komplexeste Wissensarchitekturen, welche die Gesellschaft bis in
den letzten Winkel durchdringen. Diese Erkenntnismöglichkeit wird jedoch
immer wieder bestritten – ausgerechnet mit dem Begriff des
Pädagogischen verbindet sich die weitverbreitete Vorstellung, wonach
Wissen und Verstehen durch Bilder lediglich vereinfacht übermittelt
werde. Schon weil jedes Bild prinzipiell didaktisch genutzt werden kann,
erscheint es als Argument unzureichend. Die zahllosen Verbindungen, die
Bilder mit anderen Bildern, mit Texten und Zahlen eingehen, und die
Zusammenhänge, lassen jedoch auch den Wandel von Bildungsvorstellungen
zutagetreten, welche über den Einsatz von Bildern frei zu verfügen
glauben. Den Begriff der Didaktik und des Pädagogischen ernstzunehmen
heißt daher, das Bild nicht länger als bloßen Transporteur von Wissen
und Denken abzutun, sondern von ihm aus die Möglichkeiten dieses Wissens
und Denkens zu erschließen.
Reihenherausgeber: Horst Bredekamp, Matthias Bruhn und Gabriele Werner.