Im Mai 2008 wird mit dem Large Hadron Collider (LHC)
am Europäischen Zentrum für Teilchenphysik CERN in Genf der mächtigste
Teilchenbeschleuniger der Welt in Betrieb genommen. Was bisher technisch
unmöglich schien, soll im LHC umgesetzt werden: In der 27 km langen
ringförmigen Riesenmaschine prallen Protonen mit nahezu
Lichtgeschwindigkeit aufeinander. Dafür wird ein Magnetfeld erzeugt, das
180.000 mal so stark ist wie das der Erde. Dieses kann nur bei einer
Temperatur nahe dem absoluten Kältepunkt bestehen – minus 271,3 Grad
Celsius. Beeindruckender noch als die zahlreichen technischen Rekorde
sind die Erwartungen: Der LHC könnte unser Bild vom Universum
revolutionieren.
Peter Jenni, Doktor der Physik und langjähriger Mitarbeiter am CERN, ist
seit 1995 Sprecher des ATLAS-Experiments. In diesem Teilprojekt des LHC
entwickeln rund 2.100 Wissenschaftler_innen den 46 Meter langen und 7.000
Tonnen schweren ATLAS-Detektor. ATLAS – so die Hoffnung seiner
Konstrukteure – soll entscheidende Daten zur Enthüllung der letzten
Geheimnisse der Teilchenphysik aufzeichnen.
In seinem Vortrag beschreibt Jenni den LHC, die geplanten Experimente
und die sensationellen Entdeckungen, die sich die Physiker_innen davon
versprechen:
»Der Large Hadron Collider LHC am Europäischen Zentrum für
Teilchenphysik CERN in Genf, der Teilchenkollisionen bei höchsten
Energien liefern wird, steht nach mehr als zehn Jahren Planungs- und
Bauzeit kurz vor der Inbetriebnahme. Die gigantische
Beschleunigeranlage, unterirdisch in einem Ringtunnel von 27 km Umfang
untergebracht, und ihre nicht weniger eindrücklichen Detektoren, so
gross wie mehrstöckige Häuser und vollgepackt mit Elektronik, werden es
ermöglichen, fundamentale Physikphänomene zu studieren, wie sie ganz
kurz nach dem Urknall vorgekommen sind. Die entsprechenden Experimente
werden seit 15 Jahren in weltweiten Kollaborationen vorbereitet. Die
beiden Schlüsselexperimente ATLAS und CMS sollen viele der wichtigsten
offenen Fragen der Physik beantworten: Warum haben Teilchen eine Masse,
was ist die unsichtbare ›Dunkle Materie‹ im Universum, gibt es
zusätzliche Raumdimensionen, lassen sich die heute bekannten kleinsten
Bausteine (Quarks und Leptonen) der Materie noch weiter teilen? Die
Hoffnungen auf neue Entdeckungen sind gross, seit Jahrzehnten wurde kein
so kühner Schritt ins Neuland der Physik gewagt.«