Prof. Dr. Peter Strohschneider
Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) spricht zum Thema:
Irritationen. Über Selbstbezug und Fremdbezug von Wissenschaft.
Peter Strohschneider ist Professor für Germanistische Mediävistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sein wissenschaftliches Interesse gilt insbesondere der mediävistischen Literaturwissenschaft, die er unter medien- und kulturanthropologischen Problemstellungen untersucht. Zu seinen weiteren Arbeitsgebieten zählen Bildungs- und Wissenschaftspolitik, Wissenschaftspolitikberatung sowie Wissenschafts- und Hochschulforschung.
In seinem Vortrag widmet sich Peter Strohschneider der Ausdifferenzierung der wissenschaftlichen Fachgebiete sowie dem Zusammenhang zwischen Wissenschaft und der gesellschaftlichen Erwartungshaltung.
„Vor dem Hintergrund gängiger Vorstellungen von der Einheit der Wissenschaft beschreibt die Vorlesung zunächst Prozesse der Spezialisierung und Ausdifferenzierung in den Wissenschaften. Die dabei entstehenden Disziplinen werden als selbstbezügliche soziale Ordnungsformen verstanden, deren Leistungen nicht nur im institutionellen Aufbau, sondern vor allem auch in den disziplinär entwickelten Erkenntnisformen gesehen werden, ein Befund, der auch die Schwierigkeiten einer reduktionistischen Wissenschaftsauffassung beleuchtet. Die disziplinäre Verfasstheit der Wissenschaften bietet allerdings auch eine neue Begründung für die Freiheit der Forschung, und sie führt damit, mindestens vordergründig, zu einer fortwährenden Erweiterung des Wissens um immer komplexere Einsichten. Damit stellt sich die Frage nach den gesellschaftlichen Funktionen der Wissenschaft und den Aushandlungsprozessen um ein ausgewogenes Verhältnis von Selbstbezug und Fremdbezug. Die Vorlesung geht dieser Frage nach, indem sie den Begriff Relevanz als ein riskantes, aber unvermeidliches Leitkriterium dieser Prozesse rekonstruiert.«
Peter Strohschneider, 1955 in Stuttgart geboren, studierte Germanistik und Geschichte sowie Rechtswissenschaft, Soziologie und Politikwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München, wo er 1984 promovierte. 1991 habilitierte er sich an der LMU für das Fach Deutsche Sprache und Literatur des Mittelalters. Von 1992 bis 2002 war er Lehrstuhlinhaber für Germanistische Mediävistik und Frühneuzeitforschung an der Technischen Universität Dresden. Nach einer einjährigen Gastprofessur an der Forschungs- und Bildungsinstitution École Pratique des Hautes Études in Paris 2001 kehrte Peter Strohschneider an die LMU München zurück, wo er seit 2002 die Professur für Germanistische Mediävistik und Kulturwissenschaft innehat. Darüber hinaus war er von 2005 bis 2011 Mitglied und seit 2006 Vorsitzender des Wissenschaftsrats, der Bund und Länder in Fragen der Hochschul- und Forschungspolitik berät. Des Weiteren ist Peter Strohschneider ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und seit 2011 Senior Fellow am Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. 2010 wurde ihm das Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland verliehen.