Bert Hölldobler begeistert sich seit über 40 Jahren für Ameisen – zum einen, weil sie zu den wichtigsten Lebewesen in unserem Ökosystem gehören; zum anderen, weil ihr soziales Verhalten sowie ihre erstaunliche Organisation und Kommunikation in so genannten Superorganismen aufschlussreiche Modellsysteme für das menschliche Verhalten darstellen.
»Ameisen gehören zu den ökologisch wichtigsten und häufigsten
tierischen Organismen. Obgleich ihre Artenzahl nur 2% aller
Insektenarten ausmacht, stellen sie nahezu 80% der gesamten
Insektenbiomasse und in vielen Lebensräumen 30% der gesamten tierischen
Biomasse. Sicherlich beruht diese evolutions-ökologische Dominanz auf
ihrer hoch entwickelten sozialen Organisation. Alle Ameisenarten bilden
hochdifferenzierte Staaten, deren Organisationen allerdings eine große
Vielfalt aufweisen. Die evolutionär höchst entwickelten
Ameisensozietäten zeichnen sich durch fein abgestimmte
Arbeitsteilungssysteme aus, und die Integration von hunderttausenden
oder Millionen von Ameisenarbeiterinnen beruht auf einem vielgestaltigen
Kommunikationssystem. Diese hoch entwickelten Ameisensozietäten sind
Superorganismen, die aus vielen Einzelorganismen bestehen. Sie
konkurrieren miteinander um begrenzte Ressourcen; auch dabei spielt
Kommunikation eine wichtige Rolle.«
Hölldobler ist einer der führenden Vertreter der Evolutions- und Soziobiologie. Schon seine Dissertation an der Universität Würzburg über die soziale Rolle der Männchen bei den Holzameisen erregte in der Fachwelt Aufsehen. Er lehrte und forschte an den amerikanischen Universitäten Cornell und Harvard sowie an der Universität Zürich. 1989 kehrte er an die Universität Würzburg zurück. Bis 2004 hatte er dort den Lehrstuhl für Verhaltensphysiologie und Soziobiologie inne. Seit 2004 ist Hölldobler an der Arizona State University, USA. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft und der amerikanische Wissenschaftspreis der Alexander-von-Humboldt-Stiftung. Gemeinsam mit Edward O. Wilson erhielt er 1991 den Pulitzer-Preis für »The Ants«. Gerade erschien ihr neustes Werk, »The Superorganism«.