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Ort
Tieranatomisches Theater
Philippstr. 12/13, 10115 Berlin-Mitte

Zur Performance
Auf der Bühne des Tieranatomischen Theaters Berlin, wo einst die Veterinärmedizin am Pferdekörper forschte, lassen wir die Hysterie auftreten: als Krankheit, als Kunstform, als Protest.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Hysterikerin von ihrem »Erfinder«, dem französischen Arzt Jean-Martin Charcot in seinen berühmten Dienstagsvorlesungen auf einer Bühne des Wissens präsentiert: In Hypnose versetzt bot sie das Spektakel des klassischen Anfalls der grande hystérie dar. Mit Zuckungen, Verrenkungen, Aufbäumen und akrobatischen Kraftakten, schnaubend, spuckend und schreiend wurden die Hysterikerinnen zugleich gefürchtete und verehrte Stars der Salpêtrière (Nervenkrankenhaus in Paris). Sie boten dort eine Projektionsfläche für Attribute des Animalischen, Unzähmbaren und Wilden. Derart in die Nähe zum Tier gerückt, waren die Hysterikerinnen gleichermaßen Faszination und Bedrohung für die bürgerliche Gesellschaft des 19. Jahrhunderts .
Doch zeigten sie sich schnell widerspenstig gegen die vereinheitlichenden, pathologisierenden Interpretationen ihrer Symptome und die Versuche aus ihren diagnostischen Zeichen eine einheitliche Krankheit zu machen. Ihre Symptome bedeuteten nichts, verwandelten sich oder verschwanden gar.
HYSTEROLOGY beschäftigt sich mit der Praxis des Zeigens zwischen Wissenschaft und Schaulust. Zwischen Präsentation und Selbstversuch, Lecture Performance und Melodrama zeichnet HYSTEROLOGY die Hysterie –  dieses komplexe Beziehungsgeflecht aus Körpern, Blicken, Wünschen und Verweigerung - nach und wirft die Zuschauenden auf ihre (Macht)Position als Beobachtende zurück.

Mitwirkende
HYSTEROLOGY entstand in Zusammenarbeit zwischen den ungarischen ChoreografInnen László Fülöp und Anna Biczók und Teilen des Performance-Kollektivs bigNOTWENDIGKEIT (Anna K. Becker, Katharina Bischoff, Alice Ferl) und war diesen Herbst an den Sophiensaelen Berlin und dem Mu Theater Budapest zu sehen. Für das TAT wurde eine spezielle Version der Performance entwickelt, die den Gegebenheiten des klassizistischen Hörsaals entspricht.

In Koproduktion mit schloss bröllin e.V., dem AQB-Art Quartier Budapest und SOPHIENSÆLE. Gefördert im Rahmen von Szenenwechsel, einem Programm der Robert Bosch Stiftung und dem Internationalen Theaterinstitut (ITI), dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern und der Workshop Foundation, Budapest. Medienpartner: Missy Magazine.

Mehr Information
www.bignotwendigkeit.com + www.laszlofuop.com + www.nanastrova.com