Das Projekt »ID+Lab« widmet sich der Modellierung von interdisziplinären Forschungszusammenhängen. Zugrunde liegt die Überlegung, dass die Disziplin als eine ambige Kategorie zur Beschreibung von Forschung nur sehr bedingt geeignet ist. Vielmehr sind es eine Vielzahl von spezifischen Akteuren und Akteursverbindungen, die für interdisziplinäre Forschung eine Rolle spielen. Die »ID+Methode« stellt dafür 11 relevante Akteursklassen, verschiedene Bindungscharakteristiken und Modellierungsregeln bereit. Diese Modellierungen erzeugen Cluster von Akteuren, die unterschiedlich kompatibel sind und Verknüpfungsmöglichkeiten bzw. -probleme explizit machen können, ohne die Disziplin als zentrale Kategorie zu benötigen.
Diese Modellierungsmethode wird im Projekt in ein digitales Modellierungswerkzeug umgesetzt – der »ID+App«. Dieses ermöglicht es Forschern ohne Vorkenntnisse, ihre Forschungszusammenhänge zu modellieren. Damit wird eine Dokumentation der Rahmenbedingungen für Wissenserzeugung geschaffen, die für die aktuelle Open-Science-Debatte einen wertvollen Beitrag zur Offenlegung von Forschungspraktiken liefert. Darüber hinaus werden für den modellierenden Wissenschaftler Anknüpfungspunkte explizit gemacht, die Projektentwicklungsmöglichkeiten aufzeigt.
Das Modellierungswerkzeug wird eingebunden in die »ID+Stage«, die eine Publikationsplattform für interdisziplinäre Forschungsprojekte darstellt. Darin sollen Publikationsformen ermöglicht werden, die in disziplinspezifischen Kontexten unüblich sind. Alle diese Publikationen werden zusammen mit der für ihre Erzeugung repräsentativen »ID+Modellierung« veröffentlicht. So ist eine »ID+Publikation« gleichermaßen ein Ergebnis bzw. ein Zwischenstand wie die metaperspektivische Offenlegung ihres Entstehungsprozesses.