Die seit sechs Jahren aktuelle Finanz- und Schuldenkrise wird gern moralisch kommentiert. Ökonomische sind häufig moralische Entscheidungen. Und diese moralischen Entscheidungen werden auf Pflichten bezogen, die den Eltern, Göttern oder Nationen geschuldet werden, den Regeln einer Verwandtschaftsordnung, den Geboten einer Religion oder den staatlichen Gesetzen. Hinter Schulden verbergen sich Bindungen und Zugehörigkeitsversprechen. Geleitet von der Vermutung, dass die aktuellen Schulden und die um sie kreisenden Debatten und Proteste eng mit anderen Schulderfahrungen zusammenhängen – mit Evidenzen existentieller, moralischer oder rechtlicher Schuld –, vereint dieser Band verschiedene Positionen aus Kunst, Kultur und Wissenschaft zu einem transdisziplinären Dialog. Vertreter/innen der Anthropologie, Soziologie, Kulturgeschichte, Psychoanalyse, Ökonomie und der Künste formulieren ihre besonderen thematischen Zugänge, um das Verständnis der Fragen nach Schuld, Schulden und Bindungen zu vertiefen und zu erweitern.