Die in Wien lebende Kulturwissenschaftlerin und Autorin Nike Wagner wurde 1945 in Bayreuth geboren und wuchs dort im legendären »Haus Wahnfried« auf, der Villa ihres Urgroßvaters Richard Wagner. Nach dem Abitur studierte sie Musik-, Theater- und Literaturwissenschaft in Berlin, Chicago, Paris und Wien. 1973 promovierte Frau Wagner an der Northwestern University in Evanston mit einer Arbeit über den Wiener Satiriker Karl Kraus. 1984–1986 war sie als Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. 1999 wurde sie zum Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt gewählt. Seit Beginn des Jahres 2004 ist Nike Wagner künstlerische Leiterin des Weimarer Kunstfestes.
Ihre wissenschaftlich-essayistische Arbeit widmet Nike Wagner vorwiegend der europäischen Kultur- und Geistesgeschichte an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Einen weiteren Schwerpunkt ihrer Arbeit bildet das Leben und Werk Richard Wagners, als Erbe und Aktualität. In ihrem Buch Wagner-Theater (1998) setzt sie sich mit den einzelnen Musikdramen, aber auch mit dem Ineinandergreifen von Familien-, Werk- und Kulturgeschichte auseinander. Als Produktionsdramaturgin begleitete Nike Wagner im vergangenen Jahr die Münchner Neuinszenierung von Wagners Tetralogie Der Ring des Nibelungen.
»Die Oper ist eine späte und ›langsame‹ Kunstgattung. Aus ihrer Funktion als höfisches Fest längst herausgewachsen, hat sie seit der Aufklärung den Anspruch übernommen, das Selbstbewußtsein der bürgerlich-demokratischen Gesellschaft zu artikulieren – mal feierlich, mal stellvertretend für deren Konflikte und Widersprüche.
Inzwischen ist die Oper permanent in der Krise – als Luxusdampfer, den
zu finanzieren der öffentlichen Hand immer schwerer fällt, aber auch
als Kunstgattung selber. Angesichts der ortlosen Medienkünste gerät die
traditionelle Kombination von Guckkasten und Orchestergraben ins
Hintertreffen. Hatte das Regietheater der letzten Jahrzehnte unsere Seh-
und Hörgewohnheiten schon tiefgreifend verändert, so steht nun der
nächste Schritt bevor. Der ›iconic turn‹ unserer Kultur macht sich auch
auf der Opernbühne bemerkbar, die neuen Technologien verändern erneut
die – immer schon – diffizile Balance von Ton, Wort und Bild.
Ästhetische Konsequenzen sind abzusehen: entweder wird die Oper zur
Begleitmusik optischer Ereignisse oder sie findet Mittel und Wege, ihre
genuin musikalische Sphäre zu behaupten.«
Ausgewählte Veröffentlichungen: