Vordergründig
geht dieser Boom auf die nie zuvor dagewesene Dominanz des Visuellen in
fast allen Lebensbereichen zurück. Dahinter verbirgt sich jedoch ein
tieferliegendes Problem als Paradoxon: Bilder besitzen zwar als von
Menschen geschaffene Artefakte kein autonomes Leben, entwickeln aber
immer wieder eine Präsenz, die sie mehr sein läßt als nur toter Stoff.
Darauf gründet die Erwartung, daß das Nachdenken über sie mehr
hervorzubringen vermag als der bloße Blick auf sie.
Im Doppelspiel von lebloser Starre und Lebendigkeit liegt die handlungsstiftende Kraft von Bildern. Mit Blick darauf entwirft Bredekamp eine Theorie des Bildakts als Gegenstück zur Lehre vom Sprechakt und verfolgt das Phänomen wirkkräftiger Bilder in drei Bereichen: der künstlichen Lebendigkeit, des Austausches von Bild und Körper und der Eigentätigkeit der Form. Das Buch ist die stark erweiterte Fassung seiner im Jahr 2007 gehaltenen und vielbeachteten Frankfurter Adorno-Vorlesungen – und die Summe jahrzehntelanger Forschungen zur bildaktiven Phänomenologie.