Wenn die Ultras des CFC Genua unter Gewaltandrohung die Spieler des
Vereins dazu zwingen, ihnen die Trikots auszuhändigen, weil sie es
angeblich nicht wert seien, die Vereinsfarben zu tragen, dann ist dies
ein protofaschistisch grundierter, weil ausschließlich auf Demütigung
zielender Akt der Platzenteignung. Wenn »Indignados« in Madrid den
Puerta del Sol oder andere zentrale Plätze in spanischen Städten
einnehmen, handeln sie im Sinne radikaler Demokratie. Anlässlich der
politischen Ereignisse der letzten Jahre und mit Blick auf ihre
anhaltende Aktualität, sei es in Kairo, Istanbul oder São Paulo, befasst
sich der Band mit Plätzen und anderen öffentlichen Räumen als
Ereignisorte des Politischen. Die Transformation des öffentlichen Raums
nach der ägyptischen Revolution, der Straßensport, der Neubau des Museum
of Contemporary Art Kraków oder die Ästhetik des Turbo-Folk in Serbien
sind Beispiele politischer Identitätsbildungen und prozesshafter,
kontingenter Vergemeinschaftungen, während das massenhafte Tragen der
Guy-Fawkes-Masken oder die Kultur des Human-Microphone Anlässe sind,
Protestbewegungen unter der Perspektive anti-identitärer, agonaler
Ausverhandlungsprozesse in den Blick zu nehmen.
Reihenherausgeber: Horst Bredekamp, Matthias Bruhn und Gabriele Werner.