In ihrem Vortrag untersucht Dipl. Thea. Esther Köhring, welche Rolle
Pferde in der performativen und theoretischen Aushandlung des Theaters
spielten und spielen, in der sich unsere Vorstellungen davon, was
Theater ist, und davon, was Tiere sind, gegenseitig und aneinander
konstituieren. Der Vortrag steht damit im Kontext der Forschungsarbeiten
Köhrings zu den Bestiarien des Theaters/Theater des Bestiariums.
In einem kursorischen Überblick werden die ikonischen performativen
Bühnenpferde der letzten 50 Jahre vorgestellt (Joseph Beuys, Societas
Raffaello Sanzio, Warhorse, Antonia Baehr) sowie der Funktion von
Pferden in der aktuellen theaterwissenschaftlichen Debatte nachgespürt.
Das Interesse gilt dabei einer Kontextualisierung der Arbeiten und ihrer
Pferde in einer Kulturgeschichte der Pferde-Bühnen (wobei Bühne nicht
nur die Theaterbühne, sondern allgemeiner Bühnen des Wissens meint).
Ziel ist es, wirksame aber nicht notwendig sichtbare Bühnen-Pferde zu
identifizieren, die als Reflektions- und Projektionsfiguren von
Theatertheorie und -praxis (als "Theater-Pferde") dienen: Das Hippodrama
um 1800 und die Debatte um den „Klugen Hans“ sind Akteure auch in der
jüngeren Geschichte der Bühnen-Pferde.
Abschließend steht die (teilweise offene) Frage, weshalb gerade die
Pferde diese Position in der Theaterpraxis und -theorie besetzen und
performen: Ist dies reiner Effekt von Zitation und kulturhistorischer
Aufladung, oder im "Pferd an sich" begründet?
Dipl. Thea. Esther Köhring
ist diplomierte Theaterwissenschafterin. Seit 2010 ist sie Mitarbeiterin
und Doktorandin an der Neueren deutschen Literaturgeschichte,
Universität Würzburg und promoviert zu Tieren auf Bühnen. Gemeinsam mit
Roland Borgards und Alexander Kling leitet sie seit 2012 das
Nachwuchsforscher_innennetzwerk Cultural and Literary Animal Studies
(CLAS).