Lugar
Kinosaal der Humboldt-Universität zu Berlin
Unter den Linden 6

Bernard Comrie zählt weltweit zu den renommiertesten Wissenschaftlern im Bereich der funktionalen Sprachwissenschaft. Seit 1997 ist er Direktor am Max-Planck-Institut (MPI) für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und zugleich Professor an der University of California in Santa Barbara. Comrie ist Mitglied mehrerer Akademien, darunter die Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, sowie die Königlich-Niederländische Akademie der Wissenschaften. Darüber hinaus ist er Autor und Herausgeber linguistischer Fachliteratur, u.a. des umfassenden Referenzwerkes The World’s Major Languages.

Comrie gilt seit Jahrzehnten als Spezialist auf dem Gebiet der Sprachtypologie und der Sprachuniversalien. Seine Forschungsarbeiten reichen vom Tschuktschischen, einer paläosibirischen Sprache im Russischen Fernen Osten, über die Sprache von Stämmen in Indonesien bis hin zur Sprache der Aborigines Australiens. Am MPI für evolutionäre Anthropologie beschäftigt sich Comrie mit der weltweiten Vielfalt menschlicher Sprachen und deren Ursprung. Dabei schlägt er eine Brücke zwischen Linguistik, Archäologie und Psychologie. In seinen neuesten Forschungsarbeiten widmet sich Comrie dem Zusammenhang zwischen Genetik und Linguistik und leistet damit, wie kaum ein anderer, einen Beitrag dazu, die Fähigkeit des Menschen, sprechen zu können, sowie deren kognitive und evolutionsgeschichtliche Grundlagen zu verstehen.

Es ist allgemein bekannt, dass sich Sprachen auf verschiedene Weisen voneinander unterscheiden können. Obwohl Linguisten seit langem gewisse Intuitionen über die areale Verteilung solcher Varianten haben, gab es bis vor kurzem keinen systematischen Versuch, diese Vielfalt kartographisch darzustellen. Der Vortrag stellt ein Projekt vor – den Weltatlas linguistischer Strukturen –, welches nicht nur die Geographie der sprachlichen Vielfalt der Welt veranschaulicht, sondern auch Methoden anbietet, um diese Vielfalt tiefer zu erforschen. Insbesondere hebt der Vortrag die Feststellung hervor, dass Sprachen strukturell eher ihren Nachbarn als ihren Verwandten ähneln, was einen neuen Einblick in die Rolle von Sprachverwandtschaft und Sprachkontakt in der Geschichte der Sprache gewährt.

Ausgewählte Veröffentlichungen:

  • Comrie, B. (Ed.) (1987), The World’s Major Languages. Oxford University Press.
  • Comrie, B. (1981), Language Universals and Linguistic Typology: Syntax and Morphology. Oxford: Blackwell and Chicago: Chicago University Press.
  • Comrie, B. (2002), Sprache und Vorzeit [Language and Prehistory]. (Sitzungsberichte der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig), Leipzig.