Das Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik (HZK) lädt gemeinsam mit der Stiftung Mercator zur ersten Helmholtz-Vorlesung im Sommersemester 2016 ein. Prof. Dr. Eva K. Grebel (Astronomisches Rechen-Institut, Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg) spricht zum Thema:
Galaktische Archäologie
Wie entstehen Galaxien? Wann wurde der Großteil ihrer Sterne gebildet? Welche Rolle spielen Kollisionen und Verschmelzungen von Galaxien bei deren Entwicklung? Eva Grebel, eine der führenden Forscherinnen auf dem Gebiet der Galaxienentwicklung und Pionierin auf dem jungen Forschungsfeld der »galaktischen Archäologie«, wird den grundlegenden Fragen zur Herkunft und Entwicklung unseres kosmischen Umfelds im Rahmen der Helmholtz-Vorlesung nachgehen.
Galaxien (griechisch γαλαξίας (galaxías) »der milchige Sternennebel«) sind gravitativ gebundene Systeme aus Sternen, Gas, Staub und dunkler Materie. Im Weltall finden sich Galaxien verschiedenster Erscheinungsformen, Massen und Helligkeiten. Die Entstehung und Entwicklung von Galaxien lassen sich, so Grebel, auf zweierlei Arten untersuchen: Die Fernfeldkosmologie beobachtet entfernte Galaxien bei hoher Rotverschiebung. Erforscht werden Objekte, die ihr Licht vor langer Zeit aussandten, als sie sich noch in früheren Entwicklungsphasen befanden. Wegen der großen Distanz lassen sich jedoch nur die hellsten Galaxien detektieren. Die Nahfeldkosmologie hingegen untersucht nahe Galaxien (einschließlich der Milchstraße, unserer Heimatgalaxie). Die Sterne, aus denen sie bestehen, lassen sich einzeln analysieren. Alter, Bewegungen und Zusammensetzung von Sternen werden dabei als fossile Zeugen der Entwicklungsgeschichte von Galaxien genutzt. Durch die Verbindung der beiden Methoden werden kosmologische Modelle zur Entstehung von Galaxien erarbeitet und getestet sowie Vorhersagen über die zukünftige Entwicklung getroffen, wie etwa, dass die Milchstraße in ferner Zukunft mit ihrer Nachbargalaxie, dem Andromedanebel, allmählich fusionieren wird.
Eva Grebel studierte Astronomie an der Universität Bonn. Während ihres Studiums verbrachte sie zwei Jahre an der Europäischen Südsternwarte in Chile und promovierte 1995 mit Auszeichnung. Nach Postdoctoraten an Universitäten in den USA und in Deutschland erhielt sie 1998 ein Hubble Fellowship an der University of Washington in Seattle. Im Jahr 2000 wurde sie Forschungsgruppenleiterin am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg. Zwischen 2004 und 2007 leitete sie das Astronomische Institut der Universität Basel. Seit 2007 ist Eva Grebel Direktorin am Astronomischen Rechen-Institut des Zentrums für Astronomie der Universität Heidelberg. Sie ist Sprecherin des Sonderforschungsbereichs 881 (seit 2011) und Mitglied im Senat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (seit 2013). Für ihre Forschungsarbeiten zur galaktischen Archäologie erhielt Eva Grebel zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Ludwig-Biermann-Preis (Astronomische Gesellschaft, 1996), den Lautenschläger-Forschungspreis (2009), den Hector-Wissenschaftspreis (2015) und das Kjällen Lectureship for Breakthrough Discoveries (Universität Lund, 2016). Sie ist ein »Highly Cited Researcher« (Thomson Reuters, 2014) und Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften sowie der Hector Fellow Academy.
Über die Helmholtz-Vorlesungen:
Die Helmholtz-Vorlesungen bringen schwierige wissenschaftliche Sachverhalte in einer verständlichen und unterhaltsamen Form einem breiten Publikum näher. Sie sind daher an die interessierte Öffentlichkeit und nicht an ein Fachpublikum gerichtet, auch wenn sie, ganz im Sinne von Helmholtz, grundsätzlich von wichtigen neuen Ideen, Entwicklungen oder Perspektiven im Detail handeln.
Veröffentlichungen zum Thema: