Eine Kammeroper in 3 Akten / 3 Räumen / 3 Klangarchitekturen des Tieranantomischen Theaters für 3 Basstrommeln, 3 digital simulierte Stimmen, 2 Stimmen, 3 Harmonien, Phonographen, elektrisch angeregten Kontrabass, Bassposaune, Mikrotonale Tuba, Gitarre, Geige, Klavierboden, Elektronik / Computer / Interfaces, 2 Akteure, 2 Musen, 8 Hornsysteme, 1 Infraschall Transmissionline-System, HD-Videoprojektion, Nebel und Licht um eine apparative Neuinterpretation von Hermann von Helmholtz »Apparat zur künstlichen Zusammensetzung von Vocalklängen« – einem ersten elektroakustischen Synthesizer aus den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts.
Tieranatomisches Theater der Humboldt-Universität zu Berlin
Campus Nord, Philippstr. 12/13, 10115 Berlin
Uraufführung: 17. September 2015, 20.00 Uhr
Weitere Aufführungen: 18./19. und 24./25. September 2015, 20.00 Uhr
Zusatztermin: 26. September 2015, 20.00 Uhr.
EUR 20,–/10,– (ermäßigt), 40 Plätze, Kartenreservierung online, keine Abendkasse
Kartenvorverkauf und Infos: www.sonntag-sinus.net
Der Komponist und Medienkünstler Jan-Peter E.R. Sonntag spürt dem Phantasma des reinen Tons und seinen technischen Wurzeln als Ursprung der multimedialen Künste nach.
Seine neueste Arbeit, die in Zusammenarbeit mit dem Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik konzipiert und zur Berlin Art Week uraufgeführt wird, ist SINUS, eine installative Kammeroper in drei Akten.
Sie verwandelt Rotunde, Bibliothek und Hörsaal des Tieranatomischen Theaters an fünf Abenden auf fantastische Weise in einen großen Klangkörper.
SINUS, der obertonlose, einfache Ton nach Hermann von Helmholtz, ist das poetische Kontinuum der Oper. Er stand Mitte des 19. Jh. im Zentrum eines wissenschaftlichen Experiments, aus dem ein erster elektroakustischer „Synthesizer“ mit mechanisch angeregten Stimmgabeln hervorging.
Jan-Peter E.R. Sonntag hat diesen „Apparat zur künstlichen Zusammensetzung von Vocalklängen“ von Hermann von Helmholtz rekonstruiert und in eine sinnliche Erfahrung von Biedermeier-Laboratorium und Wissenschaftstempel eingefügt, die weißes Rauschen, präparierte Instrumente, Computer-Stimmen, Musen, physiologische Sammlungsobjekte und die feinen, einfachen Töne des Synthesizers umfasst.
Für Sonntag ist die Tonlehre Helmholtz’ nicht nur ein historischer Versuch aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, eine physiologische Grundlage der Musik zu schaffen, sondern sie beschreibt und schafft zugleich die geistigen und apparativen Grundlagen der Ästhetik der Neuen und experimentellen Musik des 20. Jahrhunderts sowie die Technologien der elektronischen und digitalen Musik bis heute. So ist der Apparat zur „Synthese von Vocalen“, den Helmholtz zur experimentell sinnlichen Überprüfung seiner Theorien bauen lässt, wirklich ein erster elektroakustischer Synthesizer noch vor der Erfindung der Röhren, Transistoren und elektrodynamischen Schallwandler/ Lautsprecher, die die sogenannte elektronischen Musik im 20sten Jahrhundert erst technologisch ermöglichten.
Kurator: Felix Sattler, Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik
Ausführender Produzent: Lars Gühlcke
Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds und unterstützt durch den Vizepräsidenten für Forschung der Humboldt-Universität zu Berlin.
Partner: transmediale, Berliner Gesellschaft für Neue Musik, Leuphana Arts Program,Institut für Vegetative Physiologie / Charité-Universitätsmedizin Berlin