Objekte der wissenschaftlichen Sammlung
Das Objekt des Monats September 2007 wird präsentiert von:
Wissenschaftliche Sammlungen und Wissenschaftskommunikation,
Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik, Humboldt-Universität zu Berlin
Mikropräparat von Trichoplax adhaerens
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Schnitte durch Trichoplax adhaerens von Franz Eilhard Schulze, Wien 8. Dezember 1883
Zoologische Lehrsammlung
Bedeutende wissenschaftliche Entdeckungen wirken oft auf den ersten Blick unspektakulär: So fand Franz Eilhard Schulze in einem Meerwasseraquarium der Grazer Universität 1883 kaum einen halben Millimeter kleine Organismen, die in Gestalt und Fortbewegung an die einzelligen Amöben erinnerten. Schulzes Beobachtungen und mikroskopische Untersuchungen zeigten ihm aber, dass es sich um vielzellige Tiere handeln musste, deren Art er Trichoplax adhaerens nannte. Lange Zeit wurde Schulzes Fund als Larve eines Nesseltiers gedeutet. Heute bildet Trichoplax adhaerens, obwohl es sich nach wie vor nur um eine einzige Art handelt, eine eigene Tiergruppe mit dem Namen Placozoa. Diese besetzt wegen ihres einfachen und doch speziellen Aufbaus eine Schlüsselposition für unser Verständnis der frühen Evolution der Vielzeller (Metazoa). Das Schnittpräparat vom 8. Dezember 1883 zählt zu den frühesten Dokumentationen dieses Organismus überhaupt. Mikroskopische Präparate sind auch von wissenschaftshistorischem Interesse. Vom 20. bis 22. September 2007 wird dazu ein internationaler Workshop in Berlin am MPI für Wissenschaftsgeschichte und an der Humboldt-Universität unter dem Titel „Microscope slides: Reassessing a neglected historical resource“ durchgeführt.