Objekte der wissenschaftlichen Sammlung
Das Objekt des Monats Dezember 2007 wird präsentiert von:
Wissenschaftliche Sammlungen und Wissenschaftskommunikation,
Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik, Humboldt-Universität zu Berlin
Jan Swammerdam: Bibel der Natur, Tafel 39
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Druck bei J. C. G. Fritzsch. Johann Friedrich Gleditschens Buchhandlung. Leipzig 1752
Radierung, Blatt 37 cm x 45 cm; Platte 26,6 cm x 15,6 cm; Bild 25,8 cm x 14,8 cm
Universitätsbibliothek, Rarasammlung
Jan Swammerdam, 1637 in Amsterdam geboren, gehört zu den frühesten Mikroskopikern. Als Arzt war er mit den anatomischen Präpariertechniken seiner Zeit bestens vertraut und übertrug sein Wissen auf das Gebiet der Zoologie. Hier interessierten ihn insbesondere die Spinnentiere und Insekten, deren Körperbau er in bis dahin nie erreichter Exaktheit erkannte, beschrieb und darstellte. Antrieb für diese akribischen Studien war seine religiöse Überzeugung, gerade in den kleinen und meist übersehenen Lebewesen den göttlichen Schöpfungsplan erkennen zu können. Er begriff somit wissenschaftliche Forschung vergleichbar mit dem Lesen der Bibel und als Gottesdienst. Erst lange nach Swammerdams Tod 1680 wurde sein letztes Werk, die „Bybel der natuure“ (1737/38) von Herman Boerhaave – der meisten der religiös motivierten Passagen bereinigt – herausgegeben. Die deutsche Übersetzung erschien 1752.
Tafel 39 behandelt in mehreren Ansichten und Details die Gestalt und Lebensweise des „auf der Fläche des Wassers hangende[n] Wurm[s], woraus der Kuhkäfer hervorkommt“. Aus heutiger Kenntnis handelt es sich dabei um die Larve einer Waffenfliegenart (Stratiomyidae). Der Gasaustausch dieses Wassertieres findet an seinem Hinterende statt: Die Atemlöcher sitzen in der Mitte eines Kranzes, der wie ein Schirm ausgebreitet auf der Wasseroberfläche schwimmt und die Larve kopfüber aufgehängt trägt. Bei Beunruhigung klappt sie den Kranz zusammen und kann dann abtauchen. Diesen Vorgang zeigt Swammerdam auf den beiden seitlichen Einzelbildern des Blattes.