Objekte der wissenschaftlichen Sammlung
Das Objekt des Monats Oktober 2008 wird präsentiert von:
Wissenschaftliche Sammlungen und Wissenschaftskommunikation,
Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik, Humboldt-Universität zu Berlin
„Unterkieferstück von Clarksville“
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Notizbucheinträge Johannes Müllers von 1847 zu Unterkiefer und Wirbeln von Urwalfossilien
Blattgröße 22 cm x 18 cm
Universitätsarchiv der Humboldt-Universität zu Berlin, Nachlass J. Müller
„Scilla (1670) gab Abbildungen von den Versteinerungen von Calabrien und Malta. Unter den letzteren hat unser großer Zergliederer und Zoologe Johannes Müller die älteste Abbildung der Zähne des riesenhaften Hydrarchos (Zeuglodon cetoides von Owen) von Alabama, eines Säugethiers aus der großen Ordnung der Cetaceen [Wale], entdeckt: Zähne, deren Krone wie bei den Seehunden gestaltet ist.“ Das schrieb Alexander von Humboldt in seinem berühmten Wissenschaftskompendium „Kosmos“ (S. 390) Er bezog sich dabei auf einen Bericht des Berliner Physiologen Johannes Müller (1801-1858) vor der Königlichen Akademie der Wissenschaften. Thema waren die versteinerten Knochen eines Urwals aus Clarksville in Alabama, die aufgebaut als riesige, sensationelle „Seeschlange“ zur Schau gestellt worden waren. Einige prominente Wissenschaftler waren sich dahin gehend einig, bei dem Tier handele es sich nicht um einen urzeitlichen Wal sondern um einen Saurier. Mit der Fürsprache Humboldts beim preußischen König gelang es, dass die Knochen für das anatomische Museum, dessen Direktor Müller ja war, angekauft wurden. Müller hatte nun die Gelegenheit, das mysteriöse Skelett eingehend zu untersuchen. Er bestätigte die früheren Forschungsergebnisse, dass es sich um ein Säugetier handeln müsse und entlarvte die seeschlangenartige Skelettmontage als falsch.
Die aufgeschlagene Seite in Müllers Notizbuch von 1847 enthält neben Skizzen den Eintrag zu der von Humboldt erwähnten Literaturrecherche, bei der er die früheste Darstellung derartiger Urwalzähne entdeckt hatte. Die gegenüberliegende Seite enthält Einträge zur Form und Vermessung der Halswirbel.
Die Skizzen Johannes Müllers sind neben den originalen Fossilien des Urwals in der Ausstellung „Das Müller-Prinzip“ zu sehen, die am Do, 9.10. um 19 Uhr im Lichthof der Humboldt-Universität zu Berlin Unter den Linden 6 eröffnet wird.
Laufzeit: 10.10.-15.11.08
Öffnungszeiten Mo-Fr 11-19 Uhr, Sa 10-17 Uhr, Eintritt frei