Objekte der wissenschaftlichen Sammlung
Das Objekt des Monats November 2008 wird präsentiert von:
Wissenschaftliche Sammlungen und Wissenschaftskommunikation,
Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik, Humboldt-Universität zu Berlin
Silberner Deckelpokal aus dem Nachlass Johannes Müllers
Höhe 40 cm, Durchmesser 15 cm
Universitätsarchiv der Humboldt-Universität zu Berlin, Nachlass J. Müller
Menschen erhalten heute Pokale für besondere Leistungen in ihren Hobbys. Das sind symbolische Ehrungen von meist geringem materiellem Wert. Im Profisport sind Pokale gar nur die mediengerechten Symbole für hohe Geldzahlungen an die Sieger. Die Überreichung eines derartigen Zierbechers war im Gegensatz dazu vor über 150 Jahren ein sehr persönlicher Akt und ein Zeichen aufrichtiger Hochachtung.
Am 21 November 1855 kam eine Abordnung der Berliner Studenten in die Privatwohnung des Professors für Anatomie und Physiologie Johannes Müller. Sie übergab diesen silbernen Pokal, in dessen Deckel die Inschrift eingraviert ist: „Dem treuen Kämpfer / für Wissenschaft und Wahrheit / den Gottes starke Hand / so wunderbar erhalten / in tiefer Verehrung, die dankbaren Schüler.“ Dankbar waren die Studenten dafür, dass der Lehrstuhlinhaber, der die Berliner Universität an die Spitze naturwissenschaftlicher Forschung geführt hatte, noch am Leben war. „…ich bin wieder in Christiansand und eben lebendig aus dem Wasser gezogen, nachdem unser Dampfschiff durch Zusammenstoß in der Nacht in den Grund gefahren ist.“ Das schrieb Müller am 10. September 1855 an seine Frau und Kinder nach dem schweren Schiffsunglück auf dem Rückweg von einer Exkursion nach Bergen. Wie in den Jahren zuvor hatte er in den Semesterferien an der Küste meeresbiologische Forschung betrieben. Sein junger Assistent war eines der vielen Todesopfer dieser Katastrophe, was Müller ebenso schwer belastete wie die Erinnerung an das grausame Erlebnis selbst. Die dramatischen Geschehnisse schilderte Müller in einem Brief vom 12. September 1855, gelesen von Oliver Walser.
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Der Pokal zur Rettung Johannes Müllers ist in der Ausstellung „Das Müller-Prinzip. Zur naturwissenschaftlichen Erforschung des Lebens“ im Lichthof der
Humboldt-Universität zu Berlin,
Unter den Linden 6, zu sehen.
Laufzeit: 10.10.-15.11.08
Öffnungszeiten Mo-Fr 11-19 Uhr, Sa 10-17 Uhr,
Eintritt frei