Objekte der wissenschaftlichen Sammlung
Das Objekt des Monats Januar 2009 wird präsentiert von:
Wissenschaftliche Sammlungen und Wissenschaftskommunikation,
Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik, Humboldt-Universität zu Berlin
Das Perlboot Nautilus pompilius
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Sammlungszugehörigkeit: Zoologische Lehrsammlung; Inventar-Nummer: 22.4.1-1; Datierung: um 1893
23,2 x 18,2 x 12,6 cm
HU Sammlungen
Was auf den ersten Blick wie eine Schnecke aussieht, gehört zur Familie der Perlboote. Die Gattungsbezeichnung rührt vermutlich daher, dass das Tier sich niemals aus seiner Schale herausbewegt, sondern wie in einem Boot darin sitzt. Perlboote sind die einzigen noch existierenden beschalten Kopffüßer. Häufig werden sie als „lebende Fossilien“ bezeichnet, was natürlich nicht korrekt ist, da auch die heutigen Perlboote eine Reihe von evolutionären Veränderungen durchgemacht haben. Dennoch belegen Funde aus dem Zeitalter des Eozän, dass es sehr ähnliche Tiere schon vor 38 Millionen Jahren gab. Manche Forscher gehen sogar davon aus, dass erste Nautilus-Arten bereits vor 60 Millionen Jahren in der Kreidezeit existierten.
Das Objekt aus der zoologischen Lehrsammlung zeigt einen Nautilus mit Schale als Feuchtpräparat. Aufgrund der Schale bewegen sich Perlboote wippend und recht langsam fort, ihre Geschwindigkeit beträgt weniger als zwei Zentimeter pro Sekunde. Dennoch hat die Schale Vorteile: Zum einen können die Tiere sie mit einer harten und widerstandsfähigen Klappe verschließen, um sich vor Feinden zu schützen; zum anderen dient sie den Kopffüßern zur Fortbewegung. Durch Änderung des Gasdrucks in den Schalenkammern regulieren sie ihren Auftrieb – ein Prinzip, das in ähnlicher Weise auch bei Unterseebooten angewandt wird. Es kommt also nicht von ungefähr, dass viele berühmte Unterseeboote den Namen „Nautilus“ tragen – wie zum Beispiel jenes in Jules Vernes Roman 20.000 Meilen unter dem Meer.
Perlboote erfreuen sich aber nicht nur in den Bereichen der Bionik und der Literatur, sondern auch als schmucke Gebrauchsgegenstände großer Beliebtheit. Schon früh fanden sie sich als so genannte Nautiluspokale in den Naturalienkabinetten des Adels und des gebildeten Bürgertums. Die schönen symmetrischen Schalen, deren Innenseite aus Perlmutt besteht, wurden häufig mit Gravuren verziert und manchmal auch als Trinkgefäße genutzt. Noch heute werden die Gehäuse der Perlboote vielfach als Souvenirs verwendet, was mancherorts bereits zu einem spürbaren Rückgang der Perlbootbestände geführt hat.
Kathi Preppner