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Objekte der wissenschaftlichen Sammlung

Das Objekt des Monats November 2011 wird präsentiert von:
Wissenschaftliche Sammlungen und Wissenschaftskommunikation,
Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik, Humboldt-Universität zu Berlin

Das Eilhard-Mitscherlich-Denkmal von Ferdinand Hartzer, enthüllt am 1. Dezember 1894, restauriert im Herbst 2011

Das Eilhard-Mitscherlich-Denkmal von Ferdinand Hartzer, enthüllt am 1. Dezember 1894, restauriert im Herbst 2011

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Foto: Martin Ibold

Figur: Bronze, 240 cm hoch; Sockel: Granit, 250 cm hoch Standort: Vor dem Ostflügel der Universität, am Kastanienwäldchen
Kunstschatz der Humboldt-Universität zu Berlin

Rudolf Virchow, Rektor der Universität, bittet den Kultusmdinister 1893 mit folgenden Worten um Zustimmung für das Denkmal: ”Mitscherlich gehört zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der Vergangenheit unserer Universität und wir teilen die hohe Anerkennung, die seine Fachgenossen ihm noch heute zollen. Die in kurzer Zeit gesammelten 30.000 Mark liefern ein vollgültiges Zeichen dafür. Professor Hartzers, dem die Ausführung der Statue übertragen ist, Tonmodell, gibt die Hoffnung, daß die Universität um einen schönen Schmuck reicher werden wird. Die etwas kahle Umgebung unseres Hauses verdient es, daß sie künstlerisch ausgestattet werde und die akademische Jugend sollte auch in ihren freien Zeiten in der Lage sein, ihr Verständnis für die Wissenschaften durch unmittelbare Anschauung zu stärken.” *

1868 erreichte die Universität ein Brief mit der Mitteillung, dass Freunde, Verehrer und Schüler des namhaften Chemikers, Mineralogen und langjährigen Professors der Berliner Alma Mater, Eilhard Mitscherlich (1794 – 1863), ein Denkmal für ihn errichten wollen. Besonders berühmt war Mitscherlich für seine Experimentalvorlesungen, die für viele zukünftige Wissenschaftler zur Initialzündung ihrer zukünftigen Forschung wurden. So schrieb der später bedeutende Physiologe Emil du Bois-Reymond (1818 – 1896): „In der Mitte des Sommersemesters 1837 kam ich in das Colleg von Mitscherlich, sah dort den Experimentiertisch mit den schönen Präparaten und da erkannte ich meinen Beruf.“ (nach: Petra Lennig, Emil du Bois-Reymond, Berlin, 1996)
Erschaffen sollte das Denkmal eine der wenigen Bildhauerinnen des 19. Jahrhunderts, die Rauch-Schülerin Elisabeth Ney. Doch die Zeit für eine solche Ehrung für einen Wissenschaftler war noch nicht reif und die Universität lehnte zuvorderst ab. In der Folgezeit kam es zu immer zahlreicheren Initiativen, auch Wissenschaftler mit Denkmälern zu ehren und nach einer oftmals langen Vorbereitungszeit wurden beispielsweise 1882 an der Charité das Denkmal für Albrecht von Graefe, 1883 die Denkmäler für Alexander und Wilhelm von Humboldt und 1890 im Hof der Tierärztlichen Hochschule das Denkmal für den Veterinärmediziner Andreas Christian Gerlach. Im Herbst 1891 waren 30.000 Mark für ein Mitscherlich-Denkmal eingesammelt. Jetzt fiel die Anfrage bei der Universität auf fruchtbaren Boden. Der Berliner Bildhauer Ferdinand Hartzer wurde beauftragt und entwarf eine beeindruckende Figur im damaligen aktuellen Realismus-Stil des Berliner Neubarocks. Hergestellt wurde die Figur 1894 von der Bronzegießerei Gladenbeck. Eine zweite Figur wurde für den Geburtsort Mitscherlichs, Jever, gegossen, diese fiel jedoch bereits in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts auseinander. „Unser“ Mitscherlich hielt hingegen 117 Jahre stand. Doch Regen, Schnee und vor allem Großstadtluft setzten auch ihm allmählich so zu, dass sein Erscheinungsbild erheblich gelitten hat und versteckt liegenden Partien, wie der Mantelsaum, bereits korrodierten. In diesem Jahr erfolgte nun die dringend notwendige Restaurierung.
Nach erfolgreicher Arbeit stellt sich dem Betrachter vielleicht die Frage, warum Mitscherlich noch immer „grünlich“ aussieht. Doch das ist gewollt. Das Denkmal ist entsprechend der Restaurierungsauffassung der Berliner Denkmalpflege behandelt worden, d.h. die Schmutz- und Sinterkrusten sowie mineralische Ablagerungen wurden selbstverständlich entfernt, raue Patina-Bereiche geglättet, ohne jedoch die originale Oberfläche zu verletzen, so dass die über 117 Jahre entwickelte grünliche Patinierung der fein ziselierten Oberfläche erhalten blieb. Dementsprechend wurde auch der Granitsockel restauriert, auch an ihm sollen die Spuren vergangener Jahre noch sichtbar bleiben. Beide, Figur und Sockel, wurden jedoch mit einer Wachsschicht überzogen, die das Kunstwerk mindestens in den nächsten 5 Jahren vor aggressiven Umwelteinflüssen schützen soll.
Zu danken für die gelungene Restaurierung ist der Bildgießerei Hermann Noack, insbesondere der Restauratorin Beatrix Alscher, und dem Steinrestaurator Eckhard Böhm, der voller Bewunderung war für die gelungene Formung des Granits durch die Steinmetze des 19. Jahrhunderts.
Dr. Angelika Keune

Für ausführliche Informationen zur Geschichte des Denkmals und zum Künstler F. Hartzer siehe: A. Keune: Gelehrtenbildnisse der Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin, 2000, S. 22-26
* Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, I HA Rep. 76, Ministerium für geistliche, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten, Va, Sekt. II Titel 1 Nr. 13, Bd. II, Bl. 143


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