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Objekte der wissenschaftlichen Sammlung

Das Objekt des Monats Juli 2012 wird präsentiert von:
Wissenschaftliche Sammlungen und Wissenschaftskommunikation,
Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik, Humboldt-Universität zu Berlin

Akupunkturfiguren

Akupunkturfiguren

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Newgen Medicals, China, 2012
14 x 46 x 7 cm

Allein genommen repräsentiert eine Akupunkturfigur eine fernöstliche Gesundheitsauffassung: Die nah aneinander gesetzten schwarzen Punkte markieren den Verlauf von Meridianen – den Strömungen des körpereigenen Energieflusses Qi. Durch die Behandlung einzelner Punkte mit Akupunkturnadeln können beispielsweise Blockaden im Energiesystem des Körpers aufgelöst werden. Akupunktur wird mittlerweile häufig als zusätzliches Angebot zur medizinischen Versorgung in Anspruch genommen, beispielsweise bei der Behandlung von Migräne und Erkrankungen des Bewegungsapparates. Das thematisiert eine „Interventions“-Ausstellung von Studierenden der Humboldt-Universität, die im Herbst 2012 im Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité eröffnet wird.

Temporäre wie permanente Ausstellungen verändern den Verwendungszweck von Gegenständen: An Stelle ihres vorgesehenen Gebrauchswertes, beispielsweise als verkäufliche Waren, als ästhetische Zierden oder anleitende Beispiele im Unterricht, generieren Ausstellungsobjekte am Ort ihrer Präsentation durch ihren Schauwert Bedeutung. Im Jahr 1908 schreibt Alfons Paquet in seiner Dissertation über „Das Ausstellungsproblem in der Volkswirtschaft“1. Dabei geht er der großen Frage nach, warum Dinge ausgestellt werden, wenn sie doch dadurch dem Warenverkehr entzogen sind und hierdurch ihre Bestimmung nicht erfüllen können. Im Anschluss daran drängt sich noch heute die Frage auf, was mit Ausstellungsobjekten nach der Präsentation in der Öffentlichkeit passiert. Sind sie Teil einer Forschungs-, Lehr- oder Schausammlung und kehren an designierte Orte, beispielsweise in ein Depot oder eine dauerhaft für sie eingerichtete Vitrine zurück?

Die Intervention „Wohlsein! Ganzheitlich lindern, helfen, heilen“ greift in die Dauerausstellung des Medizinhistorischen Museums ein, indem sie neuproduzierte Objekte neben die vorhandenen historischen Gegenstände stellt. Der Eingriff in die Objektbiografien der neuen Exponate wird nach Ausstellungsschluss beendet und sie erhalten ihre Ursprungsfunktion wieder. Für die Akupunkturfiguren bedeutet das eine dreimonatige Lücke in der Erfüllung ihres Herstellungszwecks: Nach der öffentlichen Präsentation unter einer schützenden Acrylhaube gehen sie in privaten Besitz über und werden ihrem Anfertigungszweck entsprechend einen individuellen Gebrauchswert besitzen. Eine Qi Gong-Lehrerin wird sie als Anschauungsmaterial bei Qi-Gong-Kursen nutzen. Der Schauwert der Akupunkturfiguren im Museum speist sich aber aus ihrer Ferne zum Unterrichtszweck: Nicht die einzelnen Linien werden einem Erkenntnisgewinn unterworfen, sondern die gesamte Figur wird zur Repräsentantin einer fremden Art und Kultur, über Körper, Gesundheit und Krankheit nachzudenken.
Alrun Schmidke


Das Ausstellungsprojekt »Wohlsein! Ganzheitlich lindern, helfen, heilen« wurde aus einem studentischen Projekttutorium an der Humboldt-Universität heraus entwickelt und wird vom 2. November 2012 bis 27. Januar 2013 im Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité gezeigt.
Mehr Informationen: www.wohlsein2012.wordpress.com

1 Alfons Paquet: Das Ausstellungsproblem in der Volkswirtschaft, Jena 1908


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