©:  Charles S. Peice Papers AM 1632, Houghton Library, Harvard-University, Cambridge, MA
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©: Charles S. Peice Papers AM 1632, Houghton Library, Harvard-University, Cambridge, MA
Charles S. Peirce, »Epistemy«, Feder, schwarze Tinte auf Papier, 77 x 127 mm, ca. 1902, MS 1538

Bildakt und Körperwissen

Forschungsthema

Das Schwerpunktprojekt erforscht die komplexe Interaktion von menschlichem Körper und Bild. Hierin versucht das Projekt, die Grundlage des Wechselspiels von Gestaltung, Wahrnehmung und Bildaktivität zu erschließen. 

Im Zentrum des Projektes, das in Kooperation von Biologie, Philosophie sowie Kunst- und Bildwissenschaft realisiert wird, steht die Hypothese, dass Bildwahrnehmung motorische Aktivität einschließt, deren Steuerung durch das Körperschema vollzogen wird. 

Innerhalb des Schwerpunktes »Formprozess und Modellierung«, der die Erforschung der Wechselwirkung von Form und Wahrnehmung zum Ziel hat, besteht die Aufgabe dieses Projektes darin, die subpersonalen Prozesse zu erforschen, in denen der menschliche Körper in motorischer Resonanz und habitualisierter Prägung daran mitwirkt. 

Der Exzellenzcluster Bild Wissen Gestaltung erneuert die von Leibniz in die Konstitution von Universität eingeschriebene Forderung »theoria cum praxi«, indem er die Bedeutung untersucht, die Bilder und gestaltete Objekte im Prozess der Forschung haben. Mehr noch: Durch die Fokussierung auf implizites, gestalterisches Wissen, das immer schon in der Forschung zur Anwendung kommt, wird die herkömmliche Reihenfolge von vorgängiger Forschung und nachgelagerter Anwendung umgekehrt.

Das Projekt »Bildakt und Körperwissen« arbeitet gemeinsam mit den assoziierten Forschungsprojekten Ikonische Formprozesse (Fritz Thyssen Stiftung), Bilderfahrzeuge, Aby Warburgs Legacy and the Future of Iconology (BMBF) und Symbolische Artikulation (Volkswagen Stiftung) daran, die Besonderheiten propositionaler, impliziter, prozeduraler und insbesondere verkörperter Wissensformen herauszuarbeiten. Zentral ist dabei der Begriff des Körpers, über den die angestrebte Integration von Gestaltung und gestalteter Form zu bewerkstelligen ist, sowie das Zusammenspiel von Bild und Körper.

Ausgangspunkt dieser Forschung ist die 2010 von Horst Bredekamp entwickelte Theorie des Bildakts. Die dort vorgestellten Betrachtungen leiten über zu einer grundlegenden Erforschung der Rolle des menschlichen Körpers in Gestaltungsprozessen. Denn in Anbetracht der Bedeutung von Bildern in so gut wie allen lebensweltlichen und wissenschaftlichen Sphären drängen sich mehrere Fragen auf: Warum haben Bilder Einfluss auf das Denken, Handeln und Fühlen von Menschen? Worauf basieren Prozesse der Bildgestaltung und -erkennung?

Das Projekt »Bildakt und Körperwissen« widmet sich diesen Fragen in einer interdisziplinären Perspektive, die Biologie, Kunst- und Bildgeschichte, Medienwissenschaft und Philosophie einschließt. Gesichtspunkte der gemeinsamen Forschung sind bspw. das menschliche Körperschema, Spiegelneuronen, Reflexe, Kinästhetik, Rhythmusgefühl und Automatisierung. Mit Hilfe biologischer Erkenntnisse und Methoden werden erstmals auch die morphologischen Grundlagen des bildnerischen Schaffensprozesses untersucht, um so u.a. die Konstitution des Körperschemas aus einem Zusammenspiel von intelligenter Biomechanik und Propriozeption näher zu begreifen. 

Zielsetzung

Ziel ist eine Klärung der leiblichen Grundbedingungen von Bildaktivität und deren Rolle für Gestaltungsprozesse aller Art. Im Zentrum dieser Forschung steht das menschliche Körperschema, das dem praktischen Umgang mit Materialien, Artefakten und dem eigenen Körper in der Bewegung zugrunde liegt. Das Denken in Bildern, Modellen und intelligenten Materialien gilt als eine conditio sine qua non der menschlichen Entwicklung im Allgemeinen sowie der wissenschaftlichen Praxis im Speziellen. Ein fokussierter Blick auf den menschlichen Körper in seinem Zusammenspiel mit Artefakten hilft diese conditio besser zu verstehen.

Indem das Projekt »Bildakt und Körperwissen« die Bedingungen verkörperten und bildhaften Denkens untersucht, untermauert sie den theoretischen Rahmen des Clusters. 

Durchführung

Experimentalisierung: Die Entwicklung und Durchführung von Experimenten zur Untersuchung des Zusammenspiels von Bild und Körper steht im Zentrum der gemeinsamen Arbeit. Prozesse der Bildwahrnehmung als auch Lernprozesse von Bewegungsabläufen werden qualitativ wie quantitativ analysiert. Dreidimensionale Bewegungsaufzeichnungen mittels Hochgeschwindigkeitskameras (Contemplas Templo), detaillierte Bestimmungen von raum-zeitlichen Parametern beobachteter Bewegungen anhand von Analysesoftware (Vicon Motus 3D) und Interviews der an den Experimenten Beteiligten kommen hierbei zur Anwendung. 

Theoretisierung: Vorbereitend wird Literatur zum Bildakt, zur Biomechanik, zur Robotik und Verkörperungsphilosophie rezipiert. Der experimentelle Aufbau und die Auswertung der experimentellen Ergebnisse werden aus einer biologischen, philosophischen, (kunst- und wissenschafts-)historischen, choreografischen und medientheoretischen Perspektive entwickelt. Die Erarbeitung einer theoretischen Grundlage erfolgt in Workshops, gemeinsam mit Fellows und in Kooperationen mit anderen Projekten des Clusters.
Inhaltliche Vertiefung: In der Erarbeitung von Einzelprojekten (Dissertationen) wird die Fragestellung an je unterschiedlichen Gegenständen untersucht.

Ergebnissicherung

Die Ergebnissicherung erfolgt auf mehreren Ebenen. Die umfassende Publikationstätigkeit des Projektes wird durch die Reihe »Actus et Imago« weitergeführt, die die Schriften der aktuellen Bildaktforschung an einem Ort versammelt. Die quantifizierenden Bewegungsstudien münden in Online-Publikationen mit filmischer Bewegungsdokumentation.




Event (abgeschlossen)
Ort
Institut für Kunst- und Bildgeschichte
Georgenstraße 47
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Event (abgeschlossen)
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