Zahllose Formen und Objekte sind dem menschlichen Auge entzogen, weil
sie im Verborgenen lagern und zerstört oder zensiert werden. Der
Verkehrswert von Kunstwerken schwankt, Bildprodukte der Werbung und der
Massenmedien geraten in Vergessenheit, wissenschaftliche Aufzeichnungen
gehen im Auswahlprozess verloren oder werden nach Gebrauch abgestoßen.
Unterdessen füllen sich die Archive und Netze weiter mit privaten wie
politischen Bildbotschaften aller Art, deren Betrachtung ungewiss
bleibt.
Was zum Bild wird und als solches wahrgenommen wird, hängt von formalen Erwartungen, historisch geprägten Aufmerksamkeiten sowie räumlichen und zeitlichen Bedingungen ab, die über den Wert eines Motives, Blickwinkels oder Ausschnittes entscheiden. Während ganze Bildwelten verschwinden, wird der Glaube an die Aussagekraft und Verfügbarkeit von Bildern aber immer weiter befördert.
Der vorliegende Band untersucht daher, in welch unterschiedlichen Zuständen jene Formen bestehen können, die für kurze Zeit oder dauerhaft ohne Betrachter sind und die dennoch als »Bilder« angesprochen werden.
Reihenherausgeber: Horst Bredekamp, Matthias Bruhn und Gabriele Werner.