Der Begriff des Codes unterstellt eine eineindeutige, festgelegte Bedeutung des Bezeichneten, bei der das reziproke Verhältnis von Codierung / Decodierung nur durch äußere Einwirkungen »gestört« werden kann. Aus kulturwissenschaftlicher Perspektive muss ein solches Verständnis grundsätzlich in Frage gestellt werden. Sigrid Weigel wird dies an zwei Beispielen, mit denen sie sich intensiv beschäftigt hat, erörtern: der Genese des »genetischen Codes« und dem »Facial Action Coding System«.
Aus Sicht eines Mathematikers hat Code etwas mit Verschlüsseln (Codieren) und Entschlüsseln (Decodieren) zu tun. Diese beiden Methoden spielen heute in der IT-Welt (Banken, Smartphones) eine »Schlüsselrolle«. Grundidee heutiger Codes ist: niedrige Komplexität beim Verschlüsseln, hohe Komplexität beim Entschlüsseln. Dies leisten etwa die derzeit hauptsächlich gebrauchten RSA-Codes, die auf die Komplexität der Primzahl-Zerlegung rekurrieren; so kommt die Mathematik ins Spiel. Vor kurzem allerdings haben indische Mathematiker einen Beweis erbracht, der vielleicht das Ende der RSA-Codes eingeläutet hat. Erst am Anfang steht die Verschlüsselung mit »verschränkten« Photonen (Lichtquanten). Bei diesem Zugang ist sogar zu erkennen, ob jemand »von außen« versucht hat, den Code zu knacken. Bilder? Fehlanzeige. Aber die Geschichten sind spannend.
Seit 1999 ist Sigrid Weigel Direktorin des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung Berlin, Vorstandsvorsitzende der Geisteswissenschaftlichen Zentren Berlin und Professorin an der Technischen Universität Berlin. Zuvor war sie u. a. im Vorstand des Kulturwissenschaftlichen Instituts (Wissenschaftszentrum NRW) Essen, Professorin am Deutschen Seminar der Universität Zürich und von 1998 bis 2000 Direktorin des Einstein Forums Potsdam.
Peter Deuflhards Tätigkeits- und Forschungsschwerpunkte liegen auf dem Gebiet der numerischen Mathematik sowie der mathematischen Modellierung mit den Anwendungsschwerpunkten Medizintechnik, Biotechnologie und chemische Verfahrenstechnik. Er ist einer der Gründer des DFG-Forschungszentrums MATHEON, an dem alle Berliner Universitäten und mathematischen Forschungsinstitute beteiligt sind. Peter Deuflhard war zudem Präsident des Zuse-Instituts Berlin (ZIB) und Mitglied des Vorstandes des MATHEON. Er ist weiterhin als Senior Professor für Numerische Analyse und Scientific Computing am Institut für Mathematik an der Freien Universität Berlin tätig.