Eintauchen – Auftauchen Cover
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Eintauchen – Auftauchen Cover
Publikation

Bild Wissen Gestaltung. Ein Interdisziplinäres Labor (Hg.) (2018):

Eintauchen – Auftauchen.

Themenklasse 2017 »Bild Wissen Gestaltung«.

Die Cluster Letters of Understanding verschreiben sich dem Verstehen gleich im mehrfachen Sinne: Als neu gegründete Publikationsreihe des Interdisziplinären Labors Bild Wissen Gestaltung sind sie nicht nur Ausdruck interdisziplinärer Forschung und Verständigung, indem sie zwischen Disziplinen und Methoden vermitteln, sondern handeln auch die Wege des wissenschaftlichen Austausches neu aus. Während sich das Informations- und Kommunikationswesen mit der Digitalisierung grundlegend wandelt und akademisches Publizieren zunehmend elektronisch stattfindet, erproben sie ein hybrides Format, dessen Clou in der Verbindung von analoger und digitaler Welt liegt. Einerseits würdigt und nutzt es die Vorteile analogen Publizierens: Als Stichworte seien Immersion beim Lesen – das Eintauchen in den Text –, haptisches Erfassen, die Vielfalt gestalterischer Möglichkeiten und Langzeitarchivierbarkeit genannt. Gleichzeitig wird den veränderten Forschungsprozessen und -resultaten Rechnung getragen, indem digitale Medien wie Videos, Animationen, 3D-Modelle oder Soundaufnahmen durch eine eigens entwickelte Augmented-Reality-App integriert werden können, ohne den Lesefluss unterbrechen zu müssen.

Damit wird eine Plattform eröffnet, die eine große Flexibilität in der Ausgestaltung des publizierten Forschungsdialogs bietet. Das Experimentieren mit dem Medium, das Ausloten seiner Grenzen im Analogen und Digitalen wie auch seine Reflektion bilden weitere Dimensionen ihres Bespielens.

 

Mit Eintauchen/Auftauchen liegt die erste Ausgabe von CLOU vor und zeigt, dass es gerade der akademische Nachwuchs versteht, mit etablierten Formaten zu experimentieren und neue Kommunikationswege zu beschreiten. Eintauchen/Auftauchen dokumentiert die Arbeit der Themenklasse Bild Wissen Gestaltung. Zwölf Studierende mit unterschiedlichen disziplinären Hintergründen forschten, unterstützt durch ein Deutschlandstipendium, über ein Jahr lang am gleichnamigen Exzellenzcluster. Eingebunden in seine Forschungsmatrix gingen sie selbst gewählten Fragestellungen nach und setzten diese eigenverantwortlich und, verbunden durch das gemeinsame Interesse an grundlegenden Gestaltungsprozessen, in stetigem Austausch mit der Gruppe in kleine Forschungsprojekte um. Dabei reichen die Themen von der Funktionsweise des räumlichen Hörens über den Einsatz von Virtual Reality in der Schmerztherapie bis zum Vergleich invasiver und nichtinvasiver Bildtechniken in der Biologie.

Der Titel der Publikation illustriert dieses wechselhafte Erleben erster Forschungs-erfahrungen im Studium, die intensive Auseinandersetzung mit Inhalten, welche im Universitätsalltag in dieser Form oftmals nicht möglich ist, und schließlich deren öffentliche Sichtbarmachung. Eintauchen als der Versuch, mehr als die Oberfläche eines Phänomens zu erschließen und dabei zuweilen auch unterzutauchen. Die Herausforderung meistern, sich am Cluster – mit seiner Kombination verschiedenster Forschungsansätze und -vorhaben – zu orientieren und einzubringen. Und schließlich das Auftauchen mit gemeinsam entdeckten Werkzeugen, die belastbare Ergebnissen hervorbringen, und das Kommunizieren dieser Erkenntnisse, um selbst auf die Bühne der Wissenschaft zu treten.

 

Das Aushandeln der Frage, wie das gewonnene Wissen und seine Prozesshaftigkeit festzuhalten und zu vermitteln seien, stand immer wieder im Mittelpunkt der Gruppenarbeit. Die Studierenden entwarfen als erste Ausgabe von CLOU schließlich ein Format, welches der inhaltlichen Vielfalt, den unterschiedlichen methodischen Zugriffen sowie gestalterischen Ansätzen und nicht zuletzt der explorativen Herangehensweise der Themenklasse gerecht werden will. Es soll Neugier wecken, indem es spielerisch, zum Teil überraschende, Darstellungsformen erprobt, und zugleich seine wissenschaftliche Fundiertheit unter Beweis stellen. Ausgangspunkt ist das Analoge. Da die verschiedenen Beiträge nicht als Ganzes gebunden sind, lässt sich der Reihentitel wörtlich verstehen und die Leserin oder der Leser kann sie wie Briefe händisch immer wieder neu anordnen, Hierarchisierungen vornehmen, Kontexte verändern und neue Querverbindungen entdecken.

Gleichsam als Konterpart zu dieser analogen Publikation wird in Kürze ein zweiter Titel von CLOU erscheinen, der, vom Digitalen ausgehend, den Einsatz von Augmented Reality in einem wissenschaftlichen Printmedium erprobt. Digital wird schließlich auch die Open-Access-Version von CLOU sein, wobei eine Herausforderung darin bestehen wird, analoge Gestaltungsstrategien auch virtuell zu vermitteln. Der Rahmen ist damit gesteckt für ein zeitgemäßes Format, das Forschenden generationen- und hierarchieübergreifend Gestaltungsspielraum bietet, wissenschaftliches Publizieren an der Schnittstelle zwischen Analog und Digital nicht nur zu praktizieren, sondern auch interdisziplinär zu erforschen und weiterzuentwickeln. ­