Ort
Kinosaal der Humboldt-Universität zu Berlin
Unter den Linden 6

Martin Claußen ist Professor für Klimaphysik. Er ist Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, lehrt am Physikalischen Institut der Universität Potsdam und ist darüber hinaus Vorsitzender der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft. Claußen studierte Meteorologie, Ozeanographie und Hydrodynamik an der Universität Hamburg. Als Doktorand arbeitete er am Max-Planck-Institut für Meteorologie, 1991 promovierte Claußen an der Universität Hamburg. In seinen wissenschaftlichen Projekten beschäftigt er sich u. a. mit der Modellierung von Klimasystemen, speziell dem Paläoklima, und dem Zusammenhang zwischen Atmosphäre und Biosphäre.

Gerald Haug, Professor der Geologie, leitet den Bereich »Klimadynamik und Sedimente« am GeoForschungsZentrum in Potsdam und lehrt am Institut für Geowissenschaften an der Universität Potsdam. Haug studierte Geologie an der Universität Karlsruhe und habilitierte im Jahr 2002 an der ETH Zürich mit einer Arbeit zum Thema »Paläoozeanographie und Klima des späten Känozoikums«. Sein wissenschaftliches Interesse gilt dem Zusammenhang zwischen Klima und Gesellschaft, dem Klimawandel im späten Neogen sowie der Biogeochemie des Ozeans und der Seen.

In ihrem Vortrag stellen Claußen und Haug dar, wie durch die Interpretation von Klimageschichte mit Hilfe von Klimamodellen Einblick in langfristige Klimaentwicklungen gewonnen, die Klimaschwankungen der letzten Jahrhunderte erklärt und gleichzeitig Voraussagen für eine zukünftige Entwicklung abgeleitet werden können:

»Nur durch die Rekonstruktion der Klimageschichte und die Interpretation von Klimadaten mit Hilfe von Klimamodellen kann man die langfristige Klimadynamik verstehen. So lässt sich zum Beispiel für die letzten 400.000 Jahre anhand neuer paläoozeanographischer Zeitreihen ein direkter Zusammenhang zwischen der Konzentration des atmosphärischen Kohlendioxids und der Schichtung der polaren und subpolaren Ozeane nachweisen – ein wichtiger Baustein im Rahmen der Diskussion um die vom Menschen angestoßene globale Erwärmung. Rasche Veränderungen im hydrologischen Kreislauf und deren Wirkung auf den Lebensraum der Menschen lassen sich in Klimaarchiven studieren. So kann man anhand paläoklimatischer Zeitreihen ein präzises Bild der klimatischen Rahmenbedingungen zeichnen, welches die Blütezeit der klassischen Maya-Kultur und die Phase des abrupten Kollapses dieser Kultur im 9. Jahrhundert n. Chr. kennzeichnen.

Die Interpretation der Klimageschichte zeigt, dass Klimaschwankungen durch Anregungen von außen und interne Rückkopplungsprozesse im Klimasystem entstehen. Als wichtigsten Antrieb der Klimaschwankungen der letzten Jahrhunderte muss man Änderungen des solaren Energieflusses, der Vulkanaktivität sowie die Landnutzung und Emission von Treibhausgasen und Aerosolen in Betracht ziehen, wobei der menschliche Faktor zunehmend an Bedeutung gewinnt und in den vergangenen etwa drei Jahrzehnten den natürlichen Antrieb vermutlich überflügelt hat.«

Ausgewählte Veröffentlichungen:

  • Martin Claußen et al (Hrsg.), Vegetation, Water, Humans and the Climate: A New Perspective on an Interactive System, Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg, 2004.
  • Martin Claußen et al, Klimavorhersage und Klimavorsorge, Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg, 2002.
  • Martin Claußen, Die bodennahe Luftströmung über inhomogene Oberflächen, Max-Planck-Institut für Meteorologie, Hamburg, 1991.
  • Martin Claußen, Die unteren Randbedingungen in einem numerischen Modell atmosphärischer Strömungen über unbewegten Grenzflächen, GKSS-Forschungszentrum, Geesthacht, 1985.
  • Martin Claußen, Ein Modell zur Beschreibung der Turbulenzspektren in der bodennahen Grenzschicht der Atmosphäre, Wittenborn, Hamburg, 1984.<(li>
  • Gerald Haug et al, Polar ocean stratification in a cold climate, Nature 428 (2004), 59-63.
  • Gerald Haug et al, Climate and the Collapse of Maya Civilization, Science 299 (2003), 1731-1735.
  • Gerald Haug et al, Rapid changes in marine and terrestrial climate in the tropical Atlantic during the last glacial, Science 290 (2000), 1947-1951.
  • Gerald Haug et al, A short circuit in the ocean’s thermohaline circulation: A cause for northern hemisphere glaciation?, Science 282 (1998), 436-438.
  • Gerald Haug, Zur Paläo-Ozeanographie und Sedimentationsgeschichte im Nordwest-Pazifik während der letzten 6 Millionen Jahre, Geologisch-Paläontologisches Institut und Museum, Christian-Albrechts-Universität Kiel, Kiel, 1996.