Ort
Kinosaal der Humboldt-Universität zu Berlin
Unter den Linden 6

1990 tauchen in den Archiven der Straßburger Universitätsbibliothek antike Papyrusfragmente auf. Sie entpuppen sich als Sensation: Die griechischen Textfragmente stammen aus dem Werk des Dichters und Naturphilosophen Empedokles und sind die ersten, in der Neuzeit aufgefundenen Blätter eines Buches der vorplatonischen Philosophie. Bis heute stellt das Werk des Empedokles die Wissenschaft vor faszinierende Rätsel, scheint es doch zugleich altes mythisches Weltbild und rational orientierte Naturphilosophie zu lehren.
Der Straßburger Papyrus und eine Serie weiterer Textneufunde seit 1998 ermöglichen es, so der Gräzist und Leibniz-Preisträger Oliver Primavesi, die komplexe Denkweise des Empedokles besser verständlich zu machen. Sie stellen unser Bild des vorplatonischen Dichters und Naturphilosophen auf eine völlig neue Grundlage.
Oliver Primavesi lehrt seit 2000 an der Ludwig-Maximilians-Universität München als Professor für Griechische Philologie. Zuvor hat er nach einem Studium der Klassischen Philologie in Heidelberg und Oxford an der Frankfurter Goethe-Universität promoviert und sich 1997 habilitiert. Sein besonderes, interdisziplinär ausgerichtetes Interesse gilt den philosophischen Texten und der epischen Dichtung der Griechen der archaischen und klassischen Zeit.
In seinem Vortrag wird Primavesi die Neufunde vorstellen und die aus ihnen gewonnenen Erkenntnisse zusammenfassen.

Mehr zum Thema:

  • Alain Martin, Oliver Primavesi, L’Empedocle de Strasbourg (1999), Berlin/New York.
  • Oliver Primavesi, Die Häuser von Zeus und Hades: Zu Text und Deutung von Empedokles B 142 D.-K., Cronache Ercolanesi 33 (2003), 53-68.
  • Oliver Primavesi, Klaus Alpers, Empedokles im Wiener Herodian-Palimpsest, Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, 156 (2006), 27-37.
  • Oliver Primavesi, Empedokles in Florentiner Aristoteles-Scholien, Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, 157 (2006), 27-40.