Weigel - Helmholtz Vorlesung Januar 2011
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Weigel - Helmholtz Vorlesung Januar 2011
Ort
Kinosaal der Humboldt-Universität zu Berlin
Unter den Linden 6

Detlef Weigel zählt zu den originellsten und wirkungsmächtigsten Entwicklungsbiologen unserer Zeit. Das Anliegen seines Vortrags beschreibt er mit folgenden Worten: »Der Wandel der Arten und die natürliche Auslese – der Kern der Evolution – sind keine in der Vergangenheit abgeschlossenen Prozesse, sondern finden auch heute noch statt. Darwin hat bereits erkannt, dass man von der künstlichen Auslese durch den Menschen viel über die natürliche Selektion lernen kann. Der Vortrag wird Einsichten aus der Pflanzenzüchtung diskutieren, die innerhalb recht kurzer Zeit zu drama­tischen Veränderungen in den Eigenschaften von Nutzpflanzen geführt haben. Er wird weiterhin Vorgehensweisen der modernen Pflanzen­genom­forschung präsentieren, mit deren Hilfe die genetische Variation zwischen und innerhalb von Arten in bis vor wenigen Jahren unvorstellbaren Einzel­heiten aufgeklärt werden kann. Aus dem Verständnis evolutionärer Vorgänge lassen sich allgemeine Prinzipien ableiten, die Vorhersagen erlauben, welche Merkmale manche Arten besonders anfällig gegenüber einer raschen Ver­än­derung ihrer Umwelt machen und welche Eigenschaften Voraussetzung für bessere Überlebenschancen bieten.«

Detlef Weigel studierte Biologie und Chemie an den Universitäten Bielefeld und Köln. Es folgte die Promotion am MPI für Entwicklungsbiologie in Tübingen über Musterbildung im Drosophila-Embryo. Als Postdoktorand am California Institute of Technology in Pasadena wandte sich Weigel der Pflanzen­­genetik zu. 1993 wurde er Professor am Salk Institute for Biological Studies in La Jolla und seit 2002 ist er Direktor der neuen Abteilung für Molekularbiologie am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen. Detlef Weigel hat die Entwicklungsbiologie der Pflanzen um eine Fülle von Ergebnissen bereichert, gestützt auf den Modellorganismus, die unscheinbare Ackerschmalwand (arabidopsis thaliana). Im Zusammenhang mit der Regulation des Blütezeitpunktes gelang es Weigel zu zeigen, dass die Regulatoren des vegetativen Wachstums auch die Bildung der Blüte steuern. Damit konnte er Goethes Hypothese bestätigen, dass die Blüten nur modi­fizierte vegetative Sprosse sind. Diese Untersuchungen weckten bei Detlef Weigel das Interesse für die genetischen Grundlagen der Umweltanpassung, auch aus einem sehr praktischen Grund, nämlich voraussagen zu können, wie Wild- und Ackerpflanzen auf die sich derzeit dramatisch schnell ver­än­dernde Umwelt reagieren werden. Detlef Weigel ist für seine heraus­ragenden Leistungen national und international sehr prominent geehrt worden: 2007 wurde ihm der Leibniz-Preis der Deutschen Forschungs­gemeinschaft verliehen und 2009 wurde er in die National Academy of Sciences der USA gewählt.

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