Ort
Kinosaal der Humboldt-Universität zu Berlin
Unter den Linden 6

Hans Maier, 1931 in Freiburg im Breisgau geboren, studierte Geschichte, Germanistik und Romanistik in Freiburg, München und Paris; 1957 folgte die Promotion (»Revolution und Kirche«), 1962 die Habilitation (»Die ältere deutsche Staats- und Verwaltungslehre – Polizeiwissenschaft«) und im gleichen Jahr die Berufung als Professor für politische Wissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Von 1970 bis 1986 war Hans Maier Bayerischer Staatsminister für Unterricht und Kultus; 1988 übernahm er den Lehrstuhl für Christliche Weltanschauung, Religions- und Kulturtheorie an der Universität München (sog. Romano-Guardini-Lehrstuhl).
Hans Maier ist Mitglied in zahlreichen Vereinigungen, u.a. seit 1966 Mitglied des Institut international de Philosophie politique und seit 1976 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Er ist vielfach ausgezeichnet worden, u.a. mit der Ehrendoktorwürde an den Universitäten Tübingen, Bayreuth, Augsburg, Würzburg, Passau, Bamberg und Kiew.

»Wenn wir zu einer Veranstaltung einladen mit einem festen Datum (22.6.2000), dann meinen wir mit der Jahreszahl das Jahr nach Christi Geburt. Das versteht sich heute im europäisch-westlichen Kulturkreis fast von selbst. Für Handel, Kommunikation, Zeitmessung ist es inzwischen sogar weltweit üblich. Ausdrücklich erwähnt wird der Name Christi dabei meist nur bei der Zählung der Jahre vor der Zeit – etwa, wenn wir sagen, die Schlacht von Issos habe im Jahr 333 vor Christus stattgefunden, um mögliche Verwechslungen mit dem Jahr 333 nach Christus auszuschließen.

Beide Zählungen, die nach vorwärts und die nach rückwarts, die prospektive und die retrospektive Zeitrechnung, nehmen ihren Ausgang vom selben historischen Faktum: der Geburt Christi. Unsere Zeitzählung läuft nach beiden Seiten, in die Vergangenheit zurück und in die Zukunft hinein. Das bestimmende Ereignis steht inmitten der Geschichte. Die christliche Zeitrechnung stellt eine Zeit in die Zeit hinein. Wie es dazu kam, wie sich Zeitrechnung, Ära und Kalender gebildet haben, aus naturhaften und geschichtlichen, aus römischen und christlichen, aus mittelalterlichen und modernen Elementen – das stellt der Vortrag im einzelnen dar.«