Ort
Kinosaal der Humboldt-Universität zu Berlin
Unter den Linden 6

Svante Pääbo, 1955 in Stockholm geboren, studierte von 1975 bis 1981 Geschichte der Naturwissenschaften, Ägyptologie, Russisch und, parallel dazu, Medizin an der Universität Uppsala (Schweden). Bereits während des Studiums beschäftigte sich Pääbo mit neuen molekularbiologischen Methoden und analysierte unter anderem das Genmaterial von Mumien. Pääbo promovierte 1986 in molekularer Immunologie, setzte seine Forschung u.a. an der Universität Zürich und an der Universität Berkeley (Kalifornien) fort und habilitierte sich 1990 in medizinischer Genetik. Bald darauf folgte ein Ruf als Professor für Biologie an die Universität München. Für seine richtungsweisenden Forschungsarbeiten zur Aufklärung der genetischen Evolution des Menschen erhielt Pääbo zahlreiche Auszeichnungen, wie den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (1992), den Ernst-Schering-Preis (2003) und den Louis-Jeantet-Preis für Medizin (2005).

Seit 1997 leitet Svante Pääbo als Direktor die Abteilung Genetik des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig (EVA). Er gilt als einer der führenden Genetiker in der Welt und genießt hohes Ansehen als Begründer der Paläogenetik, einer neuen Forschungsrichtung, die dem Ursprung des Menschen auf die Spur kommen will, indem sie prähistorisches und fossiles Genmaterial mit dem heutigen vergleicht. Am EVA beschäftigt sich Pääbo deshalb auch mit der Frage, was den Menschen zum Menschen macht und was ihn insbesondere vom Schimpansen unterscheidet. In einem seiner jüngsten Projekte unternimmt es
Pääbo, das unerreichbar scheinende Erbgut des Neandertalers zu entschlüsseln, wovon bisher immerhin schon 0,04 Prozent vorliegen.

»Für jemanden, der sich für die Geschichte unserer Spezies interessiert, stellen sich zwei große Fragen: Wie sind wir Menschen entstanden und wie unterscheiden wir uns von unseren engsten lebenden Verwandten, den afrikanischen Menschenaffen und von unseren engsten aus­gestorbenen Verwandten, den Neandertalern?

Mit neuen molekular­genetischen Methoden können wir uns diesen Fragen effektiver als je zuvor zuwenden. Die kompletten Genome des Menschen und des Schimpansen stehen jetzt zur Verfügung und die anderer Primatenarten werden folgen. Die vergleichende Analyse von Gensequenzen und Genaktivitäten
erlaubt es uns, Mutationen im genetischen Code, die während der Evolution des Menschen von entscheidender Bedeutung gewesen sein können, zu identifizieren. Ich werde auf einige Beispiele solcher Gene zu sprechen kommen, insbesondere auf das Gen FOXP2, das für eine normale Entwicklung des Sprachvermögens nötig ist. Außerdem werde ich neue Verfahren zur Gewinnung von DNA aus Fossilien beschreiben, die es ermöglichen, das Genom des Neandertalers zu sequenzieren. Zusammen genommen werden uns diese Fortschritte in naher Zukunft neue Einblicke in unsere Geschichte gewähren.«

Ausgewählte Veröffentlichungen:

  • Svante Pääbo u.a., Parallel patterns of evolution in the genomes and transcriptomes of humans and chimpanzees, 2005, Science 309, 1850-1854.
  • Svante Pääbo u.a., Molecular evolution of FOXP2, a gene involved in speech and language, 2002, Nature 418, 869-872.
  • Svante Pääbo u.a., Neandertal DNA sequences and the origin of modern humans, 1997, Cell 90, 19-30.