Ort
Kinosaal der Humboldt-Universität zu Berlin
Unter den Linden 6

Kleine Kinder lieben es, durch Zeige-Gebärden andere auf etwas aufmerksam zu machen, was sie entdeckt haben – Menschenaffen hingegen zeigen nicht. In diesem kleinen Unterschied liegt für Michael Tomasello vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie (EVA) in Leipzig der Schlüssel für unser Verständnis dessen, was den Menschen so einzigartig macht. Zwar kommunizieren auch unsere engsten biologischen Verwandten, allerdings nur, um direkt eigene Wünsche und Bedürfnisse zu befriedigen. Kleine Menschenkinder hingegen, betont der Anthropologe und Verhaltensforscher, zeigen bereits vor Beginn des Spracherwerbs Interesse an Ko­operation, gemeinsamem Handeln und generell an kulturellen Aktivitäten. Im Mittelpunkt des Vortrags stehen damit der Mensch und die Evolution seiner Sprach- und Kulturfähigkeiten. Der Vortrag findet in englischer Sprache statt; durch beeindruckende Präsentationen aus seinen Studien mit Affen- und Menschenkindern wird Michael Tomasello auch ein im Englischen ungeübtes Publikum begeistern.
Michael Tomasello studierte Psychologie in den USA und ist seit 1997 Direktor am Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie sowie Leiter des Wolfgang-Köhler-Primatenforschungszentrums im Leipziger Zoo. Seit 1999 ist er Honorarprofessor an der Universität Leipzig. Für seine wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der Kognitionswissenschaften wurden ihm 2004 der Forschungspreis der Fyssen-Stiftung (Paris) und 2006 der Jean-Nicod-Preis verliehen. Sein Buch »Die kulturelle Entwicklung des menschlichen Denkens« wurde in Presse und Wissenschaft kontrovers rezensiert und machte Tomasello einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.
»Human beings are biologically adapted for cultural life in ways that other primates are not. Humans have unique motivations and cognitive skills for understanding other persons as intentional agents like the self with whom one can share emotions, experience, and collaborative actions (shared intentionality). The motivations and skills involved emerge in human ontogeny at around one year of age, as infants begin to participate with other persons in various kinds of collaborative and joint attentional activities (cultural practices), including linguistic communication. Chimpanzees understand important aspects of intentional action – specifically that others pursue goals and perceive things relevant to those goals – especially in competitive situations. But our nearest primate relatives do not seem to have the motivations and cognitive skills necessary to engage in activities involving collaboration, shared intentionality, and, in general, things cultural.«

Mehr zum Thema:

  • Michael Tomasello (Ed.), The New Psychology of Language. Cognitive and Functional Approaches to Language Structure, Erlbaum 1998-2002.
  • Michael Tomasello, Die kulturelle Entwicklung des menschlichen Denkens, Frankfurt/M. 2002.
  • Michael Tomasello, Constructing a Language. A Usage-Based Theory of Language Acquisition, Harvard 2003.
  • Michael Tomasello et al., Chimpanzees Are Rational Maximizers in an Ultimatum Game, Science 5 October 2007: Vol. 318. no. 5847, pp. 107 - 109.



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Interdisziplinäres Labor Principal Investigators
Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik Alumni, Professuren
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