Ort
Kinosaal der Humboldt-Universität zu Berlin
Unter den Linden 6, 10099 Berlin (Hauptgebäude)

Kooperation und gegenseitiges Vertrauen sind essentielle Bestandteile des menschlichen Zusammenlebens und des erfolgreichen Miteinanders in Gruppen, Organisationen und der Gesellschaft. Doch immer wieder und all zu oft kommt es vor, dass geschenktes Vertrauen missbraucht wird und Kooperation zusammenbricht oder gar nicht erst entsteht.

Im Rahmen der Helmholtz-Vorlesung wird der Verhaltensökonom Michael Kosfeld erklären, auf was für Grundlagen erfolgreiche Kooperation aufbaut und welche Faktoren die Bereitschaft beeinflussen, anderen zu vertrauen und mit ihnen zu kooperieren. Dabei wird er auch auf die Frage eingehen, ob der Mensch von sich aus kooperativ ist oder vielleicht doch das von den klassischen Wirtschaftswissenschaften gezeichnete Bild des ausschließlich an sich selbst denkenden homo oeconomicus der Realität entspricht. Außerdem wird sich Kosfeld in seinem Vortrag den Kontrollmechanismen und extrinsischen Anreizen für Kooperation und Vertrauen zuwenden und schließlich zeigen, wie Führungspersonen mit ihrem spezifischen Verhalten die Kooperation und das Vertrauen in Teams und Organisationen beeinflussen, ja stärken können.
Bei seinen Aussagen bezieht sich Kosfeld auf neue Erkenntnisse aus der experimentellen Wirtschaftsforschung, die er zusammen mit seinem Team und seinen Kolleg_innen an der Goethe-Universität Frankfurt in den letzten Jahren zu Fragen der Kooperation und des Vertrauens gewonnen hat. Die experimentelle Forschung wurde vor allem von Reinhard Selten entwickelt, bei dem Kosfeld in Bonn studierte und der 1994 einen Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhielt, und gehört inzwischen zu den Kernbereichen der modernen Wirtschaftswissenschaften. Sie spielt insbesondere im Dialog mit angrenzenden Disziplinen wie der Psychologie, Soziologie oder Anthropologie eine zentrale Rolle. Ökonomische Experimente werden heute für eine Vielzahl von Fragen eingesetzt, z.B. um kausale Zusammenhänge zu identifizieren, Theorien zu testen oder die Wirkung bestimmter Einflussfaktoren wie Maßnahmen der Politik zu untersuchen. Michael Kosfeld hat selbst zu vielen dieser Themen in den letzten Jahren gearbeitet und setzt die Experimente nicht nur im (Computer-)Labor ein, sondern auch in verschiedenen natürlichen Feldkontexten, etwa im Rahmen eines großen Forstwirtschaftsprojektes in Äthiopien.

Michael Kosfeld (geb. 1969) ist Professor für Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Organisation und Management an der Goethe-Universität Frankfurt. Er studierte Mathematik und Volkswirtschaftslehre an der Universität Bonn mit dem Abschluss Diplommathematiker und dem Institut für Höhere Studien in Wien (IHS) und promovierte 1999 in Volkswirtschaftslehre an der CentER Graduate School der Universität Tilburg. Danach wurde Kosfeld als Assistenzprofessor an das Institut für Experimentelle Wirtschaftsforschung der Universität Zürich berufen, wo er 2007 für seine Forschung mit dem Pfizer Re- search Prize ausgezeichnet wurde. Außerdem war er 2001/2002 Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin. Seit 2008 ist Michael Kosfeld Professor an der Universität Frankfurt und Direktor des Frankfurter Labors für Experimentelle Wirtschaftsforschung (FLEX) sowie des Center for Leadership and Behavior in Organizations (CLBO) an der Goethe-Universität.

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