Die Tagung nimmt politische Konstituierungen musealer Objekte – kurz: Objektpolitiken – während des Kalten Krieges in den Blick. Sie fokussiert dabei auf Museen in der DDR und BRD zwischen 1945 und 1995.
Objekte in Museen erscheinen in der Regel als (in ihrer Präsenz) selbstverständlich und (in ihren Deutungen) stabil. Die Bedingungen für diese Stabilität und Selbstverständlichkeit bleiben jedoch häufig unsichtbar. Insbesondere die politischen Netzwerke, in die die Objekte eingebunden sind oder waren und ohne die ihre Konstitution als stabile Museumsobjekte nicht denkbar wäre, werden selten thematisiert. Besonders augenfällig ist dies bei Objekten, die in der politisch dichotom polarisierten Ära des Kalten Krieges in Museen ausgestellt, gesammelt, verliehen oder beforscht wurden.
So ist etwa kaum bekannt, wie eng die Ausstellungstournee der berühmten Totenmaske des Tutanchamuns durch die Welt in den 1970er Jahren mit verschiedenen Nahost-Politiken der teilnehmenden Länder verbunden war. Auch den bis heute im Berliner Museum für Naturkunde ausgestellten Korallen ist nicht anzusehen, dass sie gleichermaßen Produkt und Bedingung der Kooperation zwischen sozialistischen Staaten sowie der DDR-Bildungspolitik waren. Einerseits wurden also die Wege vieler Objekte wissenschaftlicher Sammlungen im Leihverkehr während des Kalten Kriegs von geopolitischen Weichenstellungen geprägt. Andersherum wirkten die Objekte aber auch daran mit, die Blockgrenzen des Kalten Kriegs flexibel zu halten.
Die Tagung nimmt politische Konstituierungen musealer Objekte – kurz: Objektpolitiken – während des Kalten Kriegs in den Blick. Sie fokussiert dabei auf Museen in der DDR und BRD zwischen 1945 und 1995. Leitfragen, die uns interessieren, sind:
Mit diesen Fragen versteht sich die Tagung als Beitrag zu zwei Forschungsfeldern: Sie will einerseits zu einer politischen Geschichte musealer Objekte und des Museums beitragen, indem sie politische Akteure, Handlungen, Ressourcen, Beziehungen und Ungleichheiten sichtbar macht, die an Prozessen des Sammelns, des Transports, des Präsentierens, Restaurierens, Auspackens, Aufstellens, Verschiebens usw. beteiligt waren. Andererseits trägt die Tagung damit auch dazu bei, die bislang stark vom Fokus auf privaten Alltag, staatliche Akteure und geopolitische Ereignisse geprägte Geschichtsschreibung des Kalten Krieges um eine Perspektive auf professionelle Welten, konkret jener des Museums, zu ergänzen.