Pferd im Museum, 2011
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Pferd im Museum, 2011
Pferd im Museum. Bild auf der Website des Revolutionsmuseums
Event (abgeschlossen)
Ort
Exzellenzcluster BWG
Sophienstraße 22a, Raum 204/5

1953 erhielt der Zoo von Peking ein weißes Pferd. Das Tier selbst wäre wenig spektakulär gewesen. Doch sein vormaliger Reiter hieß Mao Zedong. Das weiße Pferd hatte den Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Chinas durch den Bürgerkrieg getragen, an dessen Ende Mao 1949 die Volksrepublik China ausrief. Als das Tier 1962 starb, schrieben daher nicht nur die Veterinäre des Zoos einen langen Obduktionsbericht. Vielmehr präparierte die zooeigene, taxidermische Abteilung das Pferd und überstellte es an das Revolutionsmuseum in Yan’an. Dort ist Maos Pferd bis heute zu bewundern.

In seinem Vortrag beleuchtet Hajo Frölich zwei Aspekte dieser Geschichte: Zum einen den politischen Kontext, der dieses Pferd – sowohl im Zoo als auch später im Museum – herausstechen ließ: als individuelles Tier, das stark mit Bedeutung aufgeladen war, weshalb seine Pfleger, Tierärzte und Präparatoren unter besonderem Druck standen.

Zum anderen geht es um die praktische Seite und damit um einen vielleicht grundsätzlichen Unterschied zwischen Zoologischen Gärten und Museen in Europa und solchen in China: Im »Westen« kauften und kaufen Naturkundemuseen verstorbene Zootiere für ihre Sammlungen. Der Pekinger Zoo hingegen präparierte die verstorbenen Tiere nicht nur selbst, sondern stellte auch (und zeitweise sogar überwiegend) solch »ausgestopfte« Tiere zur Schau. Hat die vertraute Arbeitsteilung zwischen dem Zoo als Ort lebender und dem Museum als Ort toter Tiere in China also eine andere Geschichte? Die Suche nach einer Antwort erfordert es, über lokale Unterschiede in der Ausstellungspraxis vermeintlich weltweit gleichförmiger Einrichtungen wie Zoos und Museen nachzudenken.

Hajo Frölich ist Sinologe und Historiker. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und Post-Doc-Stipendiat am Forschungszentrum Gotha. 2016 wurde er an der Freien Universität Berlin promoviert, wo er derzeit einen Lehrauftrag wahrnimmt. In seiner Forschung beschäftigt sich Frölich mit den praktischen Auswirkungen sich wandelnder Wissensformen in der chinesischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, insbesondere in der Schul- und Wissenschaftsgeschichte. Zu seinen weiteren Themen zählen Unternehmensgeschichte, die russisch-chinesische Grenze sowie Bürgerkriegsflüchtlinge. Seine Dissertation analysiert Umsetzung und Auswirkungen des staatlichen Schulsystems, das ab 1902 in China eingeführt wurde. Derzeit bereitet Hajo Frölich ein Projekt zur Geschichte Zoologischer Gärten in China vor. 


Kontakt: swantje.bahnsen@hu-berlin.de


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