Lange bevor PowerPoint Einzug in die Vorlesungen hielt, demonstrierten aufwändig illustrierte Wandtafeln die äußere Gestalt und Anatomie der Tierwelt. Bärtierchen, Kopffüßer und Co. wurden künstlerisch und wissenschaftlich präzise mal in sanftem Pastell, mal in kontrastreichen Farben in Szene gesetzt. Zoologie in Bildern (31. Mai bis 5. Oktober 2019) im Tieranatomischen Theater zeigt zoologische Wandtafeln aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Schulen und Universitäten in der Lehre eingesetzt, offenbart sich in den Wandtafeln der spezifische biologische sowie künstlerische Blick auf die tierische Anatomie und Morphologie im Spiegel der jeweiligen Zeit. Sie bilden eine interessante Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Kunst, da sie in enger Zusammenarbeit von Forscher_innen und Graphiker_innen gestaltet wurden. Die Ausstellung beleuchtet nicht nur wissenschaftliche Perspektiven auf Tierkörper, ihre Entwicklung und Klassifikation, sondern auch die künstlerischen Techniken, mit denen diese ins Bild gesetzt wurden, wie Lithographie, Tusche- oder Stiftzeichnung.
Die Chronologie der Wandtafeln führt vor Augen, wie sich die Art und Darstellung zoologischen Wissens im Laufe der Zeit verändert haben. Im 19. Jahrhundert wurden die Tiere in naturnahen Bildern gezeigt, die detailreich anatomische Zusammenhänge illustrierten. Im 20. Jahrhundert dagegen wurden zoologische Darstellungen in zunehmenden Maße schematisiert und ihre ‚Gegenstände‘ auf das Wesentliche reduziert. Zeithistorische Zusammenhänge und Vergleiche ergeben sich auch bei der Gegenüberstellung von Wandtafeln aus der Humboldt-Universität in Ost-Berlin und der Freien Universität in West-Berlin nach dem zweiten Weltkrieg.
Zoologische Wandtafeln wurden entweder bei kommerziellen Anbietern erworben oder an den zoologischen Instituten Berlins als Unikate gefertigt und stießen in ihrer jeweiligen Zeit auf großes Interesse. Heute sind sie begehrte Sammelobjekte, die teilweise hohe Marktpreise erzielen. Sie stellen seit über 150 Jahren ein hervorragendes zoologisch-didaktisches Instrument dar, welches auch durch digitale Medien nicht ersetzbar ist.