"A Pacifist Workshop" von Jan Stöwe, Tieranatomisches Theater, © Felix Sattler, HU Berlin
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"A Pacifist Workshop" von Jan Stöwe, Tieranatomisches Theater, © Felix Sattler, HU Berlin
"A Pacifist Workshop" von Jan Stöwe, Tieranatomisches Theater, © Felix Sattler, HU Berlin
Event (abgeschlossen)
Tieranatomisches Theater
Ort
Tieranatomisches Theater
Philippstr. 12/13, Campus Nord, Haus 3, 10115 B...

Public Drawing, 27. Februar – 1. März 2018, 14 bis 18 Uhr

Werkstattgespräch, 2. März 2018, 15 bis 18 Uhr


Der Illustrator Jan Stöwe wird sein Projekt A Pacifist Workshop live vor Publikum erweitern. Die großformatige Installation verwebt bekannte Motive und Protagonist_innen zu einem großen Tableau europäischer Kulturgeschichte. Ausgangspunkt ist die Replik des Throns von König Minos aus Knossos, die 1913 als Geschenk der griechischen Regierung an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag kam. Jan Stöwes Illustrationen spüren politische Winkelzüge und mythologische sowie kulturelle Einfüsse dieser Phase der Geschichte auf und setzen sie in Kontext zu modernen Verwertungsmechanismen.

Die Geschichte des Throns von Minos offenbart die politische »Agency« archäologischer Objekte in der Moderne. Diese Replik steht symbolisch für das Spannungsfeld zwischen nationalen militärischen Interessen und der aufkommenden Friedensbewegung eines sich formierenden Europas. Eine Kopie des Throns von Minos steht im Friedenspalast in Den Haag, seit 1945 Sitz des Internationalen Gerichtshofs. Sie wurde 1913 von der griechischen Regierung an die Carnegie Stiftung übergeben, als Teil der Geschenke der Nationen für den Friedenspalast – »in Erinnerung an König Minos als gerechten Richter«, wie es bis heute heißt. Minos wurde dem Mythos zufolge nach dem Ende seines Lebens als Herrscher von Kreta zum Richter der Unterwelt und zum Begründer der Naturrechtstheorie. Die Verbindung dieser mythologischen Erzählung mit der Gründungsphase des Internationalen Schiedsgerichtshofs schafft eine Brücke zwischen dem antiken Rechtsverständnis und der Moderne.
 Die Schenkung betonte aber auch die historische und kulturelle Identität von Griechenland und Kreta. Kreta wurde erst 1913 durch den Vertrag von London mit Griechenland vereinigt. Indem der Mythos von Minos am Friedenspalast installiert wurde, festigte Griechenland – kulturelle Wiege Europas – seine politische Teilhabe. Die Thron-Replik von Kreta könnte als Erinnerung an die vermeintlich matriarchale und friedliche Gesellschaft der minoischen Hochkultur als Symbol einer friedlichen Vergangenheit gegolten haben.

Das interdisziplinär arbeitende Kuratorenteam der Ausstellung Repliken Wissen. Eine Archäologie vervielfältigter Vergangenheit (Felix Sattler, Dr. Anna Simandiraki-Grimshaw, Konrad Angermüller) hat die Geschichte der Thronkopie erforscht. Jan Stöwe hat diese Erkenntnisse um seine eigenen Recherchen erweitert, um sie in der Rauminstallation A Pacifist Workshop zu illustrieren. In verschiedenen Techniken und Materialien verwebt er bekannte Motive und Protagonist_innen zu einem großen Tableau europäischer Kulturgeschichte. Bekannte Motive aus der Kretischen Bronzezeit wie der Minotaurus, Ikarus oder die Schlangengöttin treffen auf politische Akteure wie Bertha von Suttner oder Eleftherios Venizelos, auf Wissenschaftler wie Arthur Evans und auf Touristen von heute.

Vom 27. Februar bis 1. März wird Jan Stöwe seine Installation in einem jeweils von 14 bis 18 Uhr öffentlich zugänglichen Zeichenlabor um neue Elemente erweitern und dabei interessierten Besucher_innen Auskunft über seine Arbeit geben. Am 2. März, von 15 bis 18 Uhr, findet zwischen Jan Stöwe und dem Kurator Felix Sattler ein öffentliches Gespräch über die Perspektiven künstlerischer Forschung im Museum statt.


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