©:  Rebekka Lauer (2013)
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©: Rebekka Lauer (2013)
Projekt (abgeschlossen)
Sammeln & Ausstellen

Sammlungserschließung

Forschungsthema

Das Teilprojekt ergreift die seltene Gelegenheit, einen umfangreichen, aber bislang völlig unerforschten Objektbestand der Staatlichen Museen Berlin aus unterschiedlichen methodischen Perspektiven zu erschließen. Dabei handelt es sich um die Gemäldesammlung der »Lipperheideschen Kostümbibliothek« mit ca. 700 Objekten zur Mode- und Kostümgeschichte aus dem Zeitraum 1450–1900, die sich seit 1899 in der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin befindet und trotz ihrer immensen kulturhistorischen Bedeutung bis heute nicht wissenschaftlich bearbeitet worden ist.

Eine solche exemplarische interdisziplinäre Erschließung wird hier erstmals in einer Kooperation der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM), der HU Berlin und der Kunstbibliothek realisiert. Dazu wird die ethnologische, kulturwissenschaftliche und kostümgeschichtliche Expertise erforderlich, die durch Mitarbeiter_innen und weitere Kooperationspartner eingebracht wird.

Aus Sicht der genannten Disziplinen liegen bereits ausgiebige Forschungen zur Museologie und Sammlungsgeschichte, zur Kunst-, Kultur- und Modegeschichte sowie zur Materialforschung vor. Ihnen entspricht eine große Zahl von Digitalisierungsprojekten und isolierten Erschließungskampagnen. Projekte wie das DFG-Projekt »Typologie der Zeichnung« (BAM, Klassik Stiftung Weimar), die bereits auf der Ebene der Objekterschließung in interdisziplinären Netzwerken agieren, sind eher die Ausnahme als die Regel. Natur- und Geisteswissenschaften verfügen zudem über keine hinreichende Erfahrung, wie eine interdisziplinäre Theoriebildung als interdisziplinäre Praxis in der Arbeit am materiellen Objekt organisiert und umgesetzt werden kann.

Zielsetzung

Im Mittelpunkt steht die Sammlung in ihrer Eigenschaft als Menge von physischen Objekten sowie deren virtuelle Erschließung und Repräsentation. Aus der Kooperation der unterschiedlichen Disziplinen sollen in einer experimentellen Arbeitsform innovative Verfahren hervorgehen, welche sich auf die Erschließung anderer Sammlungen anwenden lassen; die Gemälde der »Lipperheideschen Sammlung« dienen hierfür als Test- und Modellfall. Das Erkenntnisinteresse richtet sich außerdem auf die intellektuellen und technischen Bedingungen und Prozesse einer solchen Kooperation. Das Projekt erforscht also auch, in welcher Weise eine gemeinsame Erschließungsarbeit die Bewertung und öffentliche Wahrnehmung einer Sammlung verändert und wie sich aus der verbesserten Kenntnis der Objekte und Materialitäten geeignete Restaurierungskonzepte entwickeln lassen, die zum besseren Verständnis der Gegenstände selber beitragen. Die Zusammenarbeit der BAM, der HU und der KB könnte hier die Bedeutung einer zukunftsweisenden Pionierarbeit gewinnen.

Durchführung

Das einzelne Artefakt einer kulturhistorischen Sammlung ist selbst schon komplex und heterogen; es weist eine vielfältige Objektgeschichte auf (archäologische / kunsthistorische Provenienz, Material-, Sammlungs-, Restaurierungsgeschichte) und lässt sich in seiner Materialität unterschiedlich beschreiben. Der Blick auf das Artefakt variiert in Abhängigkeit von den verschiedenen Zugängen der beteiligten Disziplinen, sodass trotz gleicher Primärquelle unterschiedliche Informationen bearbeitet werden. In herkömmlichen Verfahrensweisen wird diese Komplexität nicht hinreichend berücksichtigt.

Hier setzt das Projekt an: Es wird erprobt, wie die Komplexität der Artefakte durch Vernetzung der Disziplinen von Anfang an auf die Erschließungsarbeit abgebildet werden kann, mehrdimensionale Verfahrenstechniken, Kommunikationsebenen und Arbeitsumgebungen eingerichtet und nachhaltig optimiert werden können. Die Sammlung soll digital erfasst, mit ihren Metadaten verwaltet und vernetzt zugänglich gemacht werden. Folgende Arbeitsschritte sind vorgesehen:

  • Zu Beginn erfordert die Organisation der multidimensionalen Erschließung durch das interdisziplinäre Team ein gemeinsames Raum- und Zeitmanagement.
  • Neben der Dokumentation der Kunstwerke durch einen Fotografen, die Analyse ausgewählter Sammlungsobjekte aus den Perspektiven der Kunst- und Kostümgeschichte, Ethnologie und Materialwissenschaft.
  • Dazu kommen die Entwicklung und Gestaltung eines multidimensionalen Datenspeichers unter Beteiligung von Kommunikations- und Interface-Design.

Die Erstellung und Festlegung der Parameter für die Datenspeicherung geschieht durch alle beteiligten Forscher_innen, die Modellierung des offenen Datenrepositoriums erfolgt unter der Leitung der Informatik mit Unterstützung der Kunsthochschule Berlin Weißensee und in Kooperation mit dem Projekt »Shaping Knowledge«.

Ergebnissicherung

Das Projekt verfolgt und veröffentlicht ein Modell zur kooperativen Erschließung kulturhistorischer Sammlungen. Die Forschungsresultate sollen zum einen über die zu erstellende Internetplattform abgebildet werden. Zum anderen in Form eines Symposiums mit begleitender Ausstellung des Projekts im Kulturforum (Potsdamer Platz) sowie einer Printpublikation in Zusammenarbeit mit der Kunstbibliothek veröffentlicht werden. Der Bestand der »Lipperheideschen Sammlung«, der bisher nicht zugänglich war, wird dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.




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