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Sommersemester 2005

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Dr. Robert Geoffrey William Anderson
Centre for Research in the Arts, Social Sciences and Humanities, University of Cambridge
Self-education and the rôle of things
Donnerstag, 26. Mai 2005, 18.30 Uhr, Kinosaal, Unter den Linden 6

Robert Anderson studierte an der Universität Oxford, wo er 1972 als Doktor der Physischen Chemie promovierte. Zugang zur Welt der Museen fand Anderson zuerst in Edinburgh am Royal Scottish Museum, später am Science Museum in London als Direktor der Abteilung Chemie. 1984 kehrte er zurück nach Schottland als Direktor der neuen National Museums of Scotland, ein Zusammenschluss des früheren National Museum of Antiquities und des Royal Scottish Museum.

1992 wurde Anderson zum Direktor des British Museum berufen. Unter seiner Leitung wurde der sogenannte Great Court, konzipiert von Norman Foster, gebaut und 2000 von Königin Elizabeth II feierlich eröffnet. Darüber hinaus wurden unter Andersons Direktorat ca. 30 Galerien des British Museum überarbeitet sowie pro Jahr ca. 20 Ausstellungen organisiert und ca. 60 Bücher publiziert.

2002 verließ Anderson das British Museum und ging an das Institut for Advanced Study in Princeton. Zur Zeit ist er Visiting Fellow des Corpus Christi College der Cambridge University und arbeitet an einer Studie über Museen und die Arbeiterklasse.

Andersons wissenschaftliches Interesse gilt der Wissenschaftsgeschichte und der Geschichte kultureller Organisationen.

In seinem Vortrag legt er dar, durch welche kulturellen und sozialen Entwicklungen Sammlungen, Ausstellungen und Museen im Laufe des 19. Jahrhunderts zunehmend für die Arbeiterklasse zugänglich gemacht wurden, und welche zentrale Rolle sie
im Prozess einer autodidaktischen Bildung der Arbeiterklasse spielten:

Throughout the nineteenth century, collections, exhibitions and museums became increasingly available to working people. It has often been suggested that these were the preserve of the middle classes, but institutions such as the British Museum were not simply available to all in theory, they were under pressure from workers to improve access to them.

From the 1820s, large numbers of mechanics institutes were established for the purpose of adult education, and most of these created libraries and museums associated with science teaching. Later, ambitious exhibitions of machinery and industrial processes were sponsored by the institutes, and these can be considered as the precursors of the Great Exhibition held in London in 1851, leading to many such international fairs. Huge numbers of workers made their way to them, many of whom had never previously experienced exhibitions, or had even travelled by train before.

Later in the century, governments became enthusiastic to establish national museums which were intended to educate the public in manufacturing processes and inspire improved quality of design. Increasing access to the material culture of science and technology was part of a process of self-education and can be seen to lead to increased wealth and status.

But this itself led to the decline of the institutes through a process of gentrification, and they became social centres which were more used for recreation than for learning. Likewise, by the end of the century, the industrial museums had been transformed into museums of decorative arts.

Ausgewählte Veröffentlichungen:

  • The Playfair Collection and the teaching of chemistry at the University of Edinburgh, 1713-1858, Royal Scottish Museum, Edinburgh, 1978.
  • R.G.W. Anderson (Hrsg.), Science in India: a "Festival of India" exhibition at the Science Museum, London, 24 March-1 August 1982, Science Museum, London, 1982.
  • R.G.W. Anderson; Christopher Lawrence (Hrsg.), Science, medicine, and dissent: Joseph Priestley (1733-1804): papers celebrating the 250th anniversary of the birth of Joseph Priestley together with a catalogue of an exhibition held at the Royal Society and the Wellcome Institute for the History of Medicine, Wellcome Trust/Science Museum, London, 1987.
  • R. G. W. Anderson; J. Burnett; B. Gee, Handlist of scientific instrumentmakers’ trade catalogues, 1600-1914, National Museums of Scotland, Edinburgh, 1990.
  • R. G. W. Anderson; J. A. Bennett; W. F. Ryan (Hrsg.), Making instruments count: essays on historical scientific instruments presented to Gerard L'Estrange Turner, Variorum, Aldershot, 1993.
  • The Great Court and the British Museum, The British Museum Press, London, 2000.
  • R.G.W. Anderson et al. (Hrsg.), Enlightening the British: knowledge, discovery, and the museum in the eighteenth century, British Museum Press, London, 2003.

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Prof. Dr. Gerald Haug
GeoForschungsZentrum Potsdam
Prof. Dr. Martin Claußen
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
Kann man aus der Geschichte lernen?
Strategien und Ergebnisse der Klimaforschung

Donnerstag, 16. Juni 2005, 18.30 Uhr, Kinosaal, Unter den Linden 6

Martin Claußen ist Professor für Klimaphysik. Er ist Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, lehrt am Physikalischen Institut der Universität Potsdam und ist darüber hinaus Vorsitzender der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft. Claußen studierte Meteorologie, Ozeanographie und Hydrodynamik an der Universität Hamburg. Als Doktorand arbeitete er am Max-Planck-Institut für Meteorologie, 1991 promovierte Claußen an der Universität Hamburg. In seinen wissenschaftlichen Projekten beschäftigt er sich u.a. mit der Modellierung von Klimasystemen, speziell dem Paläoklima, und dem Zusammenhang zwischen Atmosphäre und Biosphäre.

Gerald Haug, Professor der Geologie, leitet den Bereich „Klimadynamik und Sedimente“ am GeoForschungsZentrum in Potsdam und lehrt am Institut für Geowissenschaften an der Universität Potsdam. Haug studierte Geologie an der Universität Karlsruhe und habilitierte im Jahr 2002 an der ETH Zürich mit einer Arbeit zum Thema „Paläoozeanographie und Klima des späten Känozoikums“. Sein wissenschaftliches Interesse gilt dem Zusammenhang zwischen Klima und Gesellschaft, dem Klimawandel im späten Neogen sowie der Biogeochemie des Ozeans und der Seen.

In ihrem Vortrag stellen Claußen und Haug dar, wie durch die Interpretation von Klimageschichte mit Hilfe von Klimamodellen Einblick in langfristige Klimaentwicklungen gewonnen, die Klimaschwankungen der letzten Jahrhunderte erklärt und gleichzeitig Voraussagen für eine zukünftige Entwicklung abgeleitet werden können:

Nur durch die Rekonstruktion der Klimageschichte und die Interpretation von Klimadaten mit Hilfe von Klimamodellen kann man die langfristige Klimadynamik verstehen. So lässt sich zum Beispiel für die letzten 400.000 Jahre anhand neuer paläoozeanographischer Zeitreihen ein direkter Zusammenhang zwischen der Konzentration des atmosphärischen Kohlendioxids und der Schichtung der polaren und subpolaren Ozeane nachweisen – ein wichtiger Baustein im Rahmen der Diskussion um die vom Menschen angestoßene globale Erwärmung. Rasche Veränderungen im hydrologischen Kreislauf und deren Wirkung auf den Lebensraum der Menschen lassen sich in Klimaarchiven studieren. So kann man anhand paläoklimatischer Zeitreihen ein präzises Bild der klimatischen Rahmenbedingungen zeichnen, welches die Blütezeit der klassischen Maya-Kultur und die Phase des abrupten Kollapses dieser Kultur im 9. Jahrhundert n. Chr. kennzeichnen.

Die Interpretation der Klimageschichte zeigt, dass Klimaschwankungen durch Anregungen von außen und interne Rückkopplungsprozesse im Klimasystem entstehen. Als wichtigsten Antrieb der Klimaschwankungen der letzten Jahrhunderte muss man Änderungen des solaren Energieflusses, der Vulkanaktivität sowie die Landnutzung und Emission von Treibhausgasen und Aerosolen in Betracht ziehen, wobei der menschliche Faktor zunehmend an Bedeutung gewinnt und in den vergangenen etwa drei Jahrzehnten den natürlichen Antrieb vermutlich überflügelt hat.

Ausgewählte Veröffentlichungen:

  • Martin Claußen et al (Hrsg.), Vegetation, Water, Humans and the Climate: A New Perspective on an Interactive System, Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg, 2004.
  • Martin Claußen et al, Klimavorhersage und Klimavorsorge, Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg, 2002.
  • Martin Claußen, Die bodennahe Luftströmung über inhomogene Oberflächen, Max-Planck-Institut für Meteorologie, Hamburg, 1991.
  • Martin Claußen, Die unteren Randbedingungen in einem numerischen Modell atmosphärischer Strömungen über unbewegten Grenzflächen, GKSS-Forschungszentrum, Geesthacht, 1985.
  • Martin Claußen, Ein Modell zur Beschreibung der Turbulenzspektren in der bodennahen Grenzschicht der Atmosphäre, Wittenborn, Hamburg, 1984.<(li>
  • Gerald Haug et al, Polar ocean stratification in a cold climate, Nature 428 (2004), 59-63.
  • Gerald Haug et al, Climate and the Collapse of Maya Civilization, Science 299 (2003), 1731-1735.
  • Gerald Haug et al, Rapid changes in marine and terrestrial climate in the tropical Atlantic during the last glacial, Science 290 (2000), 1947-1951.
  • Gerald Haug et al, A short circuit in the ocean’s thermohaline circulation: A cause for northern hemisphere glaciation?, Science 282 (1998), 436-438.
  • Gerald Haug, Zur Paläo-Ozeanographie und Sedimentationsgeschichte im Nordwest-Pazifik während der letzten 6 Millionen Jahre, Geologisch-Paläontologisches Institut und Museum, Christian-Albrechts-Universität Kiel, Kiel, 1996.

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