Der Begriff der Kulturtechnik, dessen historischer und theoretischer Durchdringung sich ein Schwerpunkt des Helmholtz-Zentrums widmet, baut auf dem Zusammenspiel von Bild, Schrift und Zahl auf, das von der DFG-Forschergruppe Bild Schrift Zahl (BSZ) exemplarisch untersucht wurde.
Die Forschergruppe BSZ ist in den Jahren 2001 - 2007 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert worden. Die einzelnen Teilprojekte der Forschergruppe "Bild-Schrift-Zahl" wurden von Hochschullehrern der Humboldt-Universität, der Technischen Universität sowie der Freien Universität geleitet. Bearbeitet wurde das Themenfeld zwischen Technik und Kultur unter dem Eindruck der "Digitalen Revolution", die durch den umfassenden Einsatz von Computern und offenen Rechnernetzen weit über die Wissenschaften hinaus charakterisiert ist.
Das Spektrum der BSZ-Forschungen überdeckt Bild, Schrift und Zahl als Basismedien der modernen Kommunikation - in ihrer historischen Genese bis zu ihrer aktuellen Wirkmächtigkeit bei der digitalen Kodierung, Speicherung und Verarbeitung. Einzelthemen reichen von Rechen- und Kalendertechniken der Kulturen des Zweistromlands, der Formierung der griechischen Geometrie und des griechischen Alphabets, mittelalterlichen Schreib-, Zeichen- und Rechenformen oder dem frühen Buchdruck bis zu Hypertexten, zum technischen Bild, zu visuellen Argumentationsweisen und zu programmierten Modellbildungen.
Selbstverständlich konnte nicht das ganze Feld von Bild, Schrift und Zahl abgedeckt werden, was ja in gewisser Weise eine Definition aller Kulturtechnik darstellt. Die Gruppe griff also auf die reichhaltigen Detaildarstellungen unterschiedlicher Einzelwissenschaften zurück und konzentrierte sich auf Bruchlinien und Differenzen, die zu medialen Transformationen und Transfers führen - oder geführt haben. Akzente lagen einerseits auf einer medienhistorischen Analyse und andererseits auf dem aktuellen Prozeß der Digitalisierung. Allgemeiner gesagt, ging es vorrangig um die mathematisch-orientierten Symboltechniken und um die Umbrüche in diesen Symboltechniken.
Der Begriff "Kulturtechnik", der die Arbeit des Helmholtz-Zentrums beschreibt, wird so genauer definiert - und auch eingeschränkt. Es geht nicht um ein organisch gewachsenes, gar umfassendes Bild von "Kultur", sondern um eine Bestimmung wesentlicher Elemente an ihren Entstehungs- und Wandlungsstellen. Das Ziel ist nicht die vollständige Bestandaufnahme, sondern die präzise Bestimmung des Transfers von Vorstellungen, von Kultur und von Technik - bis hin zum Eingriff in aktuelle innerwissenschaftliche Diskussionsprozesse.