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Sommersemester 2009

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Prof. Dr. Ekhard Salje
University of Cambridge
Der Wettlauf um das Wissen. Universitätsentwicklung im internationalen Vergleich
7. Mai 2009, 18.30 Uhr, Kinosaal, Unter den Linden 6

Die Abschaffung der alten Studiengänge und die Einführung von Bachelor und Master haben das Bild der Universitäten in Deutschland verändert. Doch die Auswirkungen des Bologna-Prozesses seien noch längst nicht in ihrer vollen Tragweite zu spüren, meint Ekhard Salje:
„Das internationale Ranking von Universitäten hat bereits zu Reformen geführt, die erheblich weitergehend sind als dies im Augenblick offensichtlich ist. Die eigentliche Konkurrenz, der sich US-amerikanische und britische Universitäten ausgesetzt sehen, hat im kontinentalen Europa kaum begonnen. Es kann erwartet werden, dass ein forcierter Wettbewerb zu einer erheblichen Umstrukturierung der deutschen Forschungsinstitutionen führen wird.“

Ausgehend von seinen Erfahrungen in Forschung und Lehre in Frankreich, Spanien, der Schweiz, den USA und England will Salje eine pragmatische Einschätzung der Lage versuchen. Dabei wird er sowohl auf die Forschung und das Spannungsverhältnis zwischen Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen als auch auf die Lehre und die Einbindung von bildungsfernen Gruppen der Bevölkerung eingehen.

Ekhard Salje ist Professor für Mineralogie und Petrologie an der University of Cambridge; seine Forschungsarbeiten umfassen ein großes Spektrum der Mineralogie, mit einem besonderen Schwerpunkt auf Phasenübergängen. Er promovierte 1972 in Hannover, wo er seit 1983 das Institut für Kristallographie und Petrologie leitete, 1992 folgte er einem Ruf nach Cambridge als Professor für Mineralphysik. Von 2001 bis 2008 war Salje Präsident des Clare Hall College, seit 1998 leitet er das Department of Earth Sciences in Cambridge; darüber hinaus war er Programmdirektor des Cambridge-MIT Institutes, das mit dem Massachusetts Institute of Technology zusammenarbeitet, außerdem gehört er dem Fachbeirat des Max-Planck-Instituts für Mathematik in den Naturwissenschaften in Leipzig an. Auch in der Wissenschaftsadministration verfügt Ekhard Salje über reiche Erfahrung: 2004 war er Vorsitzender des britischen Zweigs der Alexander von Humboldt-Stiftung, heute ist er Mitglied der Gemeinsamen Kommission von Deutscher Forschungsgemeinschaft und Wissenschaftsrat zur Exzellenzinitiative und gehört dem Auswahlausschuss für die neu eingerichteten Humboldt-Professuren an. Saljes wissenschaftliche Leistungen wurden durch zahlreiche Auszeichnungen gewürdigt, darunter der französische Ordre des Palmes Académiques, der Humboldt-Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung und das Bundesverdienstkreuz sowie die Aufnahme in die Royal Society, die ihm als erstem deutschen Wissenschaftler angetragen wurde.

Mehr zum Thema:

  • Georg Schütte (Hg.): Wettlauf ums Wissen. Außenwissenschaftspolitik im Zeitalter der Wissensrevolution. Berlin: Berlin University Press 2008.

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Prof. em. Dr. Wolfgang Reinhard
Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien, Erfurt
Die Nase der Kleopatra. Kleine Politik ganz groß
11. Juni 2009, 18.30 Uhr, Kinosaal, Unter den Linden 6

Wolfgang Reinhard ist Experte für politische Verflechtungen in der europäischen und außereuropäischen Welt. Über die Geschichte der europäischen Expansion hat er ebenso ein Standardwerk verfasst wie über die Geschichte der Staatsgewalt. In seinem Vortrag erläutert er, dass solch große Politik sich oft im Kleinen ereignet und durch persönliche Interessen entscheidend beeinflusst wird:
„Ausgehend von einem Bonmot des Philosophen Pascal wird der allgemein bekannten, aber wissenschaftlich kaum beachteten Tatsache nachgegangen, dass Politik zum größeren Teil mit Eigenschaften, Interessen und Intrigen von Personen und Gruppen zu tun hat und nur zum geringeren Teil mit den Sachfragen des Gemeinwesens und des Gemeinwohls, ja dass letztere in der Regel überhaupt nur auf dem Weg über erstere bearbeitet werden können. Dieser Sachverhalt wird zunächst zusammenhängend entwickelt und anschließend an ausgewählten Beispielen aus Geschichte und Politik demonstriert. Darauf folgt eine historisch-anthropologische Hypothese, die erklären soll, warum sich die Dinge so und nicht anders verhalten. Zum Schluss werden dann Überlegungen darüber angestellt, welche Folgen sich aus dieser Erkenntnis für Wissenschaft und Leben ergeben könnten.“

Wolfgang Reinhard studierte Geschichte, Anglistik und Geographie in Freiburg und Heidelberg. Nach seiner Promotion und mehreren Jahren im Schuldienst habilitierte er sich 1973 in Freiburg. Dort wurde er Lehrstuhlvertreter und außerplanmäßiger Professor. 1977 folgte er als Professor für Neuere und Außereuropäische Geschichte einem Ruf an die Universität Augsburg, wo er bis 1990 einen Lehrstuhl innehatte. Von 1990 bis zu seiner Emeritierung 2002 war er Ordinarius für Neuere Geschichte in Freiburg. Seit 2005 ist er Fellow am Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien in Erfurt. Reinhard beschäftigt sich insbesondere mit europäischer Expansion, Papstgeschichte, Kolonialismus, historischer Anthropologie und vergleichender Verfassungsgeschichte Europas. Er ist Mitglied der British Academy, der Accademia di San Carlo di Milano und der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. 2001 erhielt er den Preis des Historischen Kollegs.

Mehr zum Thema:

  • Wolfgang Reinhard: 'Kleine Politik ganz groß', in: Johannes Burkhardt u.a., Faszinierende Frühneuzeit: Reich, Frieden, Kultur und Kommunikation 1500-1800, Berlin 2008.
  • Derselbe: Paul V. Borghese, 1605-1621, Mikropolitische Papstgeschichte (Päpste und Papsttum 37), Stuttgart (erscheint 2009).
  • Derselbe (Hg.): Römische Mikropolitik unter Papst Paul V. Borghese (1605-1621) zwischen Spanien, Neapel, Mailand und Genua, Tübingen 2004.

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