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Wintersemester 1999/00

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Vom Anfang und vom Ende


Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans Maier
Ludwig-Maximilians-Universität, München, Seminar für christliche Weltanschauung, Religions- und Kulturtheorie
Vor und nach Christus. Zur Geschichte der christlichen Zeitrechnung
2. Dezember 1999, 18 c.t., Kinosaal, Unter den Linden 6

Hans Maier, 1931 in Freiburg im Breisgau geboren, studierte Geschichte, Germanistik und Romanistik in Freiburg, München und Paris; 1957 folgte die Promotion ("Revolution und Kirche"), 1962 die Habilitation ("Die ältere deutsche Staats- und Verwaltungslehre - Polizeiwissenschaft") und im gleichen Jahr die Berufung als Professor für politische Wissenschaft an der LMU in München. Von 1970 bis 1986 war Hans Maier Bayerischer Staatsminister für Unterricht und Kultus; 1988 übernahm er den Lehrstuhl für Christliche Weltanschauung, Religions- und Kulturtheorie an der Universität München (sog. Romano-Guardini-Lehrstuhl).
Hans Maier ist Mitglied in zahlreichen Vereinigungen, u.a. seit 1966 Mitglied des Institut international de Philosophie politique und seit 1976 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Er ist vielfach ausgezeichnet worden, u.a. mit der Ehrendoktorwürde an den Universitäten Tübingen, Bayreuth, Augsburg, Würzburg, Passau, Bamberg und Kiew.

Wenn wir zu einer Veranstaltung einladen mit einem festen Datum (22.6.2000), dann meinen wir mit der Jahreszahl das Jahr nach Christi Geburt. Das versteht sich heute im europäisch-westlichen Kulturkreis fast von selbst. Für Handel, Kommunikation, Zeitmessung ist es inzwischen sogar weltweit üblich. Ausdrücklich erwähnt wird der Name Christi dabei meist nur bei der Zählung der Jahre vor der Zeit - etwa, wenn wir sagen, die Schlacht von Issos habe im Jahr 333 vor Christus stattgefunden, um mögliche Verwechslungen mit dem Jahr 333 nach Christus auszuschließen.

Beide Zählungen, die nach vorwärts und die nach rückwarts, die prospektive und die retrospektive Zeitrechnung, nehmen ihren Ausgang vom selben historischen Faktum: der Geburt Christi. Unsere Zeitzählung läuft nach beiden Seiten, in die Vergangenheit zurück und in die Zukunft hinein. Das bestimmende Ereignis steht inmitten der Geschichte. Die christliche Zeitrechnung stellt eine Zeit in die Zeit hinein. Wie es dazu kam, wie sich Zeitrechnung, Ära und Kalender gebildet haben, aus naturhaften und geschichtlichen, aus römischen und christlichen, aus mittelalterlichen und modernen Elementen - das stellt der Vortrag im einzelnen dar.

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Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Manfred Eigen
Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie, Göttingen
Vom Anfang und vom Ende. Der Ursprung biologischer Information
6. Januar 2000, 18 c.t., Kinosaal, Unter den Linden 6

Eigen, Jahrgang 1927, begann seine wissenschaftliche Arbeit als promovierter Physiker 1951 am Institut für physikalische Chemie der Universität Göttingen. 1953 holte ihn Karl Friedrich Bonhoeffer an das Max-Planck-Institut für physikalische Chemie in Göttingen, wo er 1958 wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft wurde, 1962 Leiter der Abteilung für chemische Kinetik und 1964 Direktor am Institut. Das Institut wurde 1971 erheblich erweitert und heißt heute Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie.

Im Göttinger Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie wird seit Jahren experimentell untersucht, wie die Evolution sich selbst organisierender Systeme vor sich geht. Dabei wird mit Viren gearbeitet, die Bakterien befallen. Diese „Evolutionsmaschinen" hat Manfred Eigen entwickelt, der 1967 zwar den Nobelpreis für die Untersuchung sehr schnell verlaufender chemischer Reaktionen bekam, aber sich schon damals fast völlig Evolutionsfragen zugewandt hatte. 1971 legte er eine wegweisende Arbeit vor, deren Begriffe inzwischen klassisch sind: „Selbstorganisation der Materie und die Evolution biologischer Makromoleküle". Für die darin entwickelte Theorie und deren weitreichende Folgen erhielt er 1992 den renommierten Paul-Ehrlich-Preis.

Außer dem Nobelpreis und dem Paul-Ehrlich-Preis wurden Eigen viele Ehrungen zuteil. Dazu zählen vierzehn Ehrendoktorate, viele Medaillen und Mitgliedschaften in in- und ausländischen Akademien. Eigen gilt als „leading figure internationally in research on the molecular mechanism of evolution in nature".

Vor hundert Jahre standen im Vordergrund physikalisch chemischer Betrachtungen die Gleichgewichtseigenschaften ausgedehnter materieller Systeme. Energie und Entropie waren die ausschlaggebenden Größen für die noch neuartigen vielfältigen Anwendungen der Hauptsätze der Thermodynamik. Heutzutage befaßt sich die physikalische Chemie mit materieller Selbstorganisation, die sich fernab vom thermodynamischen Gleichgewicht vollzieht. Die beherrschende Variable ist die Information, die in der Biologie nicht nur auf der Ebene von Zellnetzwerken wie etwa des menschlichen Denkorgans, sondern auch bei interzellulärer Kommunikation oder gar bei der molekularen Selbstorganisation der genetischen Baupläne eine entscheidende Rolle spielt.

Wie entsteht Information? Diese Frage läßt sich heute mit den Ansätzen und Konzepten der physikalischen Chemie behandeln. Es gibt für die Information keinen Erhaltungssatz, wie im Falle der Energie. Zwar ist der Verwandlungsgehalt der Materie, die Entropie, in diesem Zusammenhang eine essentielle Größe, doch muß sich Entstehung, (umweltbezogene) Bewertung und Fixierung von Information fernab vom Gleichgewicht, aufgrund nichtlinearer irreversibler Prozesse, vollziehen. Die notwendigen und hinreichenden Voraussetzungen, sowie die resultierenden physikalischen Gesetzmäßigkeiten derartiger synergetischer Abläufe werden beschrieben und Experimenten in vitro sowie in vivo gegenübergestellt.

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