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Wintersemester 2006/07

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Prof. Dr. Svante Pääbo
Direktor am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig
Was sagt die Genetik über den Ursprung des Menschen?
25. Januar 2007, 18.30 Uhr, Kinosaal, Unter den Linden 6

Svante Pääbo, 1955 in Stockholm geboren, studierte von 1975 bis 1981 Geschichte der Naturwissenschaften, Ägyptologie, Russisch und, parallel dazu, Medizin an der Universität Uppsala (Schweden). Bereits während des Studiums beschäftigte sich Pääbo mit neuen molekularbiologischen Methoden und analysierte unter anderem das  Genmaterial von Mumien. Pääbo promovierte 1986 in molekularer Immunologie, setzte seine Forschung u.a. an der Universität Zürich und an der Universität Berkeley (Kalifornien) fort und habilitierte sich 1990 in medizinischer Genetik. Bald darauf folgte ein Ruf als Professor für Biologie an die Universität München. Für seine richtungsweisenden Forschungsarbeiten zur Aufklärung der genetischen Evolution des Menschen erhielt Pääbo zahlreiche Auszeichnungen wie den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (1992), den Ernst-Schering-Preis (2003) und den Louis-Jeantet-Preis für Medizin (2005).

Seit 1997 leitet Svante Pääbo als Direktor die Abteilung Genetik des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig (EVA). Er gilt als einer der führenden Genetiker in der Welt und genießt hohes Ansehen als Begründer der Paläogenetik, einer neuen Forschungsrichtung, die dem Ursprung des Menschen auf die Spur kommen will, indem sie prähistorisches und fossiles Genmaterial mit dem heutigen vergleicht. Am EVA beschäftigt sich Pääbo deshalb auch mit der Frage, was den Menschen zum Menschen macht und was ihn insbesondere vom Schimpansen unterscheidet. In einem seiner jüngsten Projekte unternimmt es
Pääbo, das unerreichbar scheinende Erbgut des Neandertalers zu entschlüsseln, wovon bisher immerhin schon 0,04 Prozent vorliegen.

Für jemanden, der sich für die Geschichte unserer Spezies interessiert, stellen sich zwei große Fragen: Wie sind wir Menschen entstanden und wie unterscheiden wir uns von unseren engsten lebenden Verwandten, den afrikanischen Menschenaffen und von unseren engsten aus­gestorbenen Verwandten, den Neandertalern?

Mit neuen molekular­genetischen Methoden können wir uns diesen Fragen effektiver als je zuvor zuwenden. Die kompletten Genome des Menschen und des Schimpansen stehen jetzt zur Verfügung und die anderer Primatenarten werden folgen. Die vergleichende Analyse von Gensequenzen und Genaktivitäten
erlaubt es uns, Mutationen im genetischen Code, die während der Evolution des Menschen von entscheidender Bedeutung gewesen sein können, zu identifizieren. Ich werde auf einige Beispiele
solcher Gene zu sprechen kommen, insbesondere auf das Gen FOXP2, das für eine normale Entwicklung des Sprachvermögens nötig ist. Außerdem werde ich neue Verfahren zur Gewinnung von DNA aus Fossilien beschreiben, die es ermöglichen, das Genom des Neandertalers zu sequenzieren. Zusammen genommen werden uns diese Fortschritte in naher Zukunft neue Einblicke in unsere Geschichte gewähren.

Ausgewählte Veröffentlichungen:

  • Svante Pääbo u.a., Parallel patterns of evolution in the genomes and transcriptomes of humans and chimpanzees, 2005, Science 309, 1850-1854
  • Svante Pääbo u.a., Molecular evolution of FOXP2, a gene involved in speech and language, 2002, Nature 418, 869-872
  • Svante Pääbo u.a., Neandertal DNA sequences and the origin of modern humans, 1997, Cell 90, 19-30

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Prof. Dr. Anton Zeilinger (entfallen!)
Direktor des Instituts für Quantenoptik und Quanteninformation der Österreichen Akademie der Wissenschaften und Universität Wien
Was macht ein Quantencomputer?
14. Dezember 2006, 18.30 Uhr, Kinosaal, Unter den Linden 6

Anton Zeilinger, geboren 1945 in Ried (Österreich), ist Professor für Experimental­physik an der Universität Wien. Zu den Stationen seiner wissenschaftlichen Laufbahn zählen u.a. das Massachusetts Institute of Technology (MIT), die Technische Universität Wien sowie die Universität Innsbruck. Seit 2004 leitet Zeilinger das Institut für Quantenoptik und Quanteninformation der Österreichen Akademie der Wissenschaften

Er ist Mitglied mehrerer Akademien und erhielt zahlreiche nationale und internationale Preise und Auszeichnungen.

1997 gelang Zeilinger die weltweit erste Quantenteleportation – die Übertragung einer an Quantenzustände gekoppelten Information über große Entfernung. Den dabei wirkenden physikalischen Kräften, die Albert Einstein als „spukhaft“ bezeichnet hat, wird eine wichtige Rolle bei der Konzeption eines zukünftigen Quantencomputers
vorausgesagt. Mit dieser Untersuchung gehört Zeilinger zu den bedeutendsten Physikern der Gegenwart. Im Vortrag beschreibt Anton Zeilinger seine Vision dieses Quantencomputers und seiner Realisierung.

"information is physical". Dieser Satz von Rolf Landauer bedeutet, dass aus fundamentaler Sicht ein moderner Hochgeschwindigkeitscomputer und das Rechnen mit Kugeln auf einem Abakus äquivalent sind. In
beiden Fällen wird die Information in einem System dargestellt, das den Gesetzen der klassischen Physik genügt.

Wenn man aller­­­dings Infor­mation in einzelnen Atomen, Photonen oder anderen Quantensystemen darstellt, werden ganz neue Phänomene relevant. Zentral sind hier
Quanten­­superposition und Verschränkung. Gleichzeitig wird die Information aber empfindlicher gegen Störung von aussen durch Dekohärenz. Die erwähnten Grundkonzepte sind ebenso wichtig in neuen Ideen der Kommunikation, wie etwa Quantenteleportation, mit denen Quantencomputer
Information austauschen können.

Ausgewählte Veröffentlichungen:

  • Anton Zeilinger, Einsteins Schleier: Die neue Welt der Quantenphysik, München 2005
  • Anton Zeilinger, Einsteins Spuk: Teleportation und weitere Mysterien der Quantenphysik, München 2005
  • Anton Zeilinger u.a., Experimental Quantum Teleportation, Nature 390(1997) 575-579

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Prof. Heiner Goebbels
Komponist, Regisseur und Professor am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft der Justus Liebig Universität Gießen
Was wir nicht sehen, zieht uns an. Zur Rolle des Zuschauers im Theater
16. November 2006, 18.30 Uhr, Kinosaal, Unter den Linden 6

Der Frankfurter Komponist und Regisseur Heiner Goebbels ist Professor am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen. Mit seinen Ensemble- und Theaterkompositionen und zahlreichen Musiktheaterstücken gehört er zu den wichtigsten Vertretern der internationalen Musik- und Theateravantgarde. Heiner Goebbels wurde mehrfach mit dem Karl-Sczuka-Preis für Hörspiel des Südwestrundfunks, 2001 mit dem Europäischen Theaterpreis sowie 2003 mit dem Deutschen Kritikerpreis für Musik ausgezeichnet. „Seit Mitte der achtziger Jahre erfindet Heiner Goebbels das Musiktheater neu (...) - seine suggestive Ästhetik ist ebenso unverwechselbar wie unerschöpflich“ (Jury zur Verleihung des Europäischen Theaterpreises 2001).

Künstlerische Intensität läßt sich nicht auf Material, Handwerk und Ausdruck reduzieren, sondern muß sich an der Frage nach der künstlerischen Erfahrung der Zuschauer messen lassen. Für Oper und Theater bedeutet das vor allem, das Publikum nicht zu unterschätzen, zu bevormunden, sondern einen dafür nötigen ‚Raum’ offen zu halten. Viele institutionelle Konventionen stehen dem im Wege. Selbst im Orchesterkonzert ist es der Dirigent, der die Aufmerksamkeit des Zuhörers von den Musikern abzieht und auf sich konzentriert. Gerade die Abwesenheit von klassischer ‚Präsenz’, ein leeres Zentrum auf der Bühne, vermag unsere Wahrnehmung besonders anzuregen, kann uns Zuschauer dabei zum Souverän werden lassen. In einer nicht hierarchischen Anordnung der Theatermittel liegt die Chance einer offenen Rezeption: ‚Abwesenheit’ als neues Paradigma in den darstellenden Künsten.

Ausgewählte Kompositionen:

Ausgewählte Veröffentlichungen:

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