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Wintersemester 2010/11

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Prof. Bernhard Franken
Franken Architekten GmbH, Frankfurt/Main
Architektur und Erzählung. Räumliche Gestaltung als Kommunikationsform
28. Oktober 2010, 18.30 Uhr, Kinosaal, Unter den Linden 6

„Sehen, was es noch nicht gibt. Bauen, was Unvorstellbar scheint.“ Nach dieser Vision lässt der vielfach ausgezeichnete Architekt Bernhard Franken schier Unvorstellbares entstehen: Ausstellungsräume, Messehallen und Flagshipstores werden durch seine „Spatial Narratives“ zu Geschichtenerzählern. Frankens Räume vermitteln die zu repräsentierenden Inhalte als ein Erlebnis, als eine Erfahrung. „Corporate Architecture“ oder „Brand Achitecture“, so wird das Metier beschrieben, in dessen Zusammenhang seine dramatisch spektakulären Entwürfe entstehen. Wie ein Raum durch angemessene Gestaltung zu einem Transportmedium für Image und Identität wird und wie „Parametrik, Semantik, Ritual und Szenografie“ als Filter fungieren, beschreibt Bernhard Franken so:

"Die von Franken Architekten geschaffenen Umgebungen nutzen Einsichten in die virtuelle Welt und gehen weit über die Funktionalität hinaus: Sie schaffen narrative Räume. Damit stiftet ihre Architektur Identität und Image und trägt zur jeweiligen Markenbildung bei. SPACE/STORY/SENSE – TRANSCENDENCE – so lautet die Formel von Franken Architekten, welche den Raum, die Narration, die Sinnhaftigkeit, sowie die ausgelöste Sinnesempfindung verbindet und auf den Menschen als Raumnutzer fokussiert. Dieser hat die Möglichkeit, aus der Summe der sich ergebenden Teile eine weitere Dimension zu erleben, die ihn transzendiert, das voraussetzungslos sinnlich Wahrnehmbare überschreiten lässt. 'Sich in einem Gebäude zu bewegen, bedeutet nicht nur, sich im Raum zu bewegen, sondern die Narration zu dechiffrieren, die der Architekt in das Gebäude geschrieben hat, die aber von der Form und der Art des Gebäudes selbst erzählt wird.' (Morgan 2008)”

Prof. Bernhard Franken studierte Architektur an den Technischen Universitäten in Braunschweig und Darmstadt und war zwischen 1995 und 1996 als „Artist in Residence“ an der Städelschule, Frankfurt/Main, Institut für neue Medien. Er arbeitete als freier Mitarbeiter für ABB Architekten in Frankfurt/Main, bevor sich im Jahr 2002 aus dieser Zusammenarbeit eine Arbeitsgemeinschaft bildete. Noch im selben Jahr gründete er sein eigenes Architektur-Büro, welches sich zur „Franken Group“ entwickelt hat. Verschiedene Lehraufträge führten ihn seit 1996 unter anderem an die GH Kassel, an die Kunstakademie Stuttgart, das Southern California Institute of Architecture in Los Angeles, an die Zollverein School for Management and Design in Essen und aktuell an die FH Frankfurt/Main. Er ist Mitglied vieler renommierter Vereinigungen und Institutionen und gehört zum Vorstand des Bundes Deutscher Architekten (BDA). Zwei seiner bekanntesten Arbeiten sind „Take off“ (Terminal 2, Flughafen München) und „Bubble“(IAA 1999, Frankfurt/Main), der Wassertropfen, für den er mit dem „IF Award“ ausgezeichnet wurde, der ihm große internationale Aufmerksamkeit einbrachte. Insgesamt gewann Bernhard Franken bisher nahezu 50 internationale Preise.

Mehr zum Thema:

  • Conway Lloyd Morgan (2008) Franken Architekten – Spatial Narratives, AV Edition

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Prof. Dr. Dirk Baecker
Zeppelin University, Friedrichshafen
Die Sache mit der Führung. Plädoyer für einen neuen Machtbegriff
9. Dezember 2010, 18.30 Uhr, Kinosaal, Unter den Linden 6

„Führung“ ist ein zentraler soziologischer Begriff, der gleichwohl problematisch geworden ist, in Deutschland vor allem auch aufgrund historischer Erfahrung. Zudem stellt sich in demokratischen Gesellschaften die Frage danach, wie und nach welchen Kriterien Führung unter prinzipiell Gleichen eingerichtet werden soll; der öffentliche Diskurs wird von zwei Extremen gerahmt, nämlich Führung als ein emergentes Phänomen des gesellschaftlichen Willens und Experten-Führung als effektiver Vollzug von politischen und technologischen Sachzwängen. In seinem Vortrag wird Dirk Baecker das Thema vom Begriff der Entscheidungsfreiheit und ihrer Notwendigkeit her angehen.

„In einem unseligen Moment der deutschen Geschichte denkt Carl Schmitt, der Vordenker der nationalsozialistischen Bewegung, über den Begriff der Führung nach. Es gehe nicht um Herrschaft, nicht um Willkür, nicht um Tyrannei. Führung kommandiere nicht und diktiere nicht. Kein Bild sei dem Sachverhalt angemessen, vielmehr sei das treffende Bild, wenn es eines gäbe, selbst schon Führung. Es ginge um Artgleichheit zwischen Führung und Geführten und daraus abgeleitet um Treue und Gefolgschaft. Wenig später scheint die Kybernetik auf der Grundlage der damaligen Neurophysiologie diese Auffassung zu bestätigen. Steuerung und Lenkung des Gehirns seien im Wesentlichen auf der Basis von Redundanz, auf der Basis von Übereinstimmung und Auswechselbarkeit möglich. Allerdings ergänzt die Kybernetik diese Vermutung um einen Aspekt. Warren S. McCulloch spricht von der redundancy of potential command. Im Gehirn müsse jederzeit ein anderer Impuls die Führung übernehmen können, erst dann könne das Gehirn seine eigenen Anforderungen im Umgang mit der Umwelt bewältigen.”

Professor Dr. Dirk Baecker studierte Soziologie und Nationalökonomie an den Universitäten Köln und Paris-IX (Dauphine). Er wurde promoviert und habilitierte im Fach Soziologie an der Universität Bielefeld. Verschiedene Forschungsaufenthalte führten ihn an die Stanford University in Kalifornien, USA, an die Johns Hopkins University in Maryland, USA, und an die London School of Economics and Political Sciences in London, Großbritannien. Er lehrte an der Universität Wien als Gastprofessor. Im Jahr 1996 wurde er an die Universität Witten/Herdecke auf den Reinhard-Mohn-Stiftungslehrstuhl für Unternehmensführung, Wirtschaftsethik und sozialen Wandel berufen und übernahm im Jahr 2000 dort den Lehrstuhl für Soziologie. Im selben Jahr wurde er Mitbegründer des Management Zentrums Witten. Seit 2007 ist er am Lehrstuhl für Kulturtheorie und -analyse an der Zeppelin University in Friedrichshafen tätig. Baecker ist vor allem als Wirtschafts- und Organisationssoziologe bekannt. Er forscht zu einer Vielzahl von soziologischen Fragestellungen wie Theorien des Managements sowie von Planungs- und Entscheidungsprozessen und zum Risiko-Begriff.

Mehr zum Thema:

  • Dirk Baecker (2009) Die Sache mit der Führung, Wien, Picus Verlag

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Prof. Dr. Detlef Weigel
Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie, Tübingen
Pflanzen im Wandel: Anpassung in der Natur und in der Züchtung
27. Januar 2011, 18.30 Uhr, Kinosaal, Unter den Linden 6

Detlef Weigel zählt zu den originellsten und wirkungsmächtigsten Entwicklungs­­biologen unserer Zeit. Das Anliegen seines Vortrags beschreibt er mit folgenden Worten: „Der Wandel der Arten und die natürliche Auslese – der Kern der Evolution – sind keine in der Vergangenheit abgeschlossenen Prozesse, sondern finden auch heute noch statt. Darwin hat bereits erkannt, dass man von der künstlichen Auslese durch den Menschen viel über die natürliche Selektion lernen kann. Der Vortrag wird Einsichten aus der Pflanzenzüchtung diskutieren, die innerhalb recht kurzer Zeit zu drama­tischen Veränderungen in den Eigenschaften von Nutzpflanzen geführt haben. Er wird weiterhin Vorgehensweisen der modernen Pflanzen­genom­forschung präsentieren, mit deren Hilfe die genetische Variation zwischen und innerhalb von Arten in bis vor wenigen Jahren unvorstellbaren Einzel­heiten aufgeklärt werden kann. Aus dem Verständnis evolutionärer Vorgänge lassen sich allgemeine Prinzipien ableiten, die Vorhersagen erlauben, welche Merkmale manche Arten besonders anfällig gegenüber einer raschen Ver­än­derung ihrer Umwelt machen und welche Eigenschaften Voraussetzung für bessere Überlebenschancen bieten.“

Detlef Weigel studierte Biologie und Chemie an den Universitäten Bielefeld und Köln. Es folgte die Promotion am MPI für Entwicklungsbiologie in Tübingen über Musterbildung im Drosophila-Embryo. Als Postdoktorand am California Institute of Technology in Pasadena wandte sich Weigel der Pflanzen­­genetik zu. 1993 wurde er Professor am Salk Institute for Biological Studies in La Jolla und seit 2002 ist er Direktor der neuen Abteilung für Molekularbiologie am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen. Detlef Weigel hat die Entwicklungsbiologie der Pflanzen um eine Fülle von Ergebnissen bereichert, gestützt auf den Modellorganismus, die unscheinbare Ackerschmalwand (arabidopsis thaliana). Im Zusammenhang mit der Regulation des Blütezeitpunktes gelang es Weigel zu zeigen, dass die Regulatoren des vegetativen Wachstums auch die Bildung der Blüte steuern. Damit konnte er Goethes Hypothese bestätigen, dass die Blüten nur modi­fizierte vegetative Sprosse sind. Diese Untersuchungen weckten bei Detlef Weigel das Interesse für die genetischen Grundlagen der Umweltanpassung, auch aus einem sehr praktischen Grund, nämlich voraussagen zu können, wie Wild- und Ackerpflanzen auf die sich derzeit dramatisch schnell ver­än­dernde Umwelt reagieren werden. Detlef Weigel ist für seine heraus­ragenden Leistungen national und international sehr prominent geehrt worden: 2007 wurde ihm der Leibniz-Preis der Deutschen Forschungs­gemeinschaft verliehen und 2009 wurde er in die National Academy of Sciences der USA gewählt.

Mehr zum Thema:

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